Leute der FR-Friedberg

Redakteure, die die Friedberger FR-Redaktion prägten

Zu ihren Hochzeiten zählte die Friedberger FR-Redaktion sechs fest angestellte Redakteure und zahlreiche freie Mitarbeiter. Teamgeist und Kreativität zeichneten die Redaktion aus. Hier folgt ein Who’s Who der Friedberger FR-Redaktion:

Horst Schüßler

Die Zigarette im Mundwinkel, den Blick auf die Kamera. Horst Schüßler war das Urgestein der Friedberger Redaktion der Frankfurter Rundschau. Schon 1948 hatte er begonnen, für das Blatt zu schreiben, das eigentlich gar nicht so recht in sein Weltbild passte.  Das war eher rechtsgerichtet. Mit dem linken FR-Redakteur Winfried Rohloff,  mit dem er später die Friedberger FR-Redaktion bildete, lag er im Dauerstreit, provozierte den auch gerne Mal, indem er die National-Zeitung in der Redaktion las.

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Schüßler stammte aus Dieburg (geboren 1927). Nach dem Krieg verschlug es ihn nach Bad Nauheim. Er arbeitete zunächst als Fotograf für die US-Armee, Zeitungen und Agenturen. Zu Ruhm gelangte er, als Elvis Presley von 1958 bis 1960 seinen Militärdienst in Friedberg absolvierte und in Bad Nauheim wohnte. Schüßler fotografierte den König des Rock’n’Roll vielfach. Wenn sich heute Elvis-Fans an dessen Zeit in Bad Nauheim erinnern, sind meist Schüßler-Fotos dabei. Gemocht hat Schüßler Elvis nicht. Mit beißendem Spott erzählte er von den Eskapaden des Königs und seines Anhangs. Schüßler konnte Menschen fotografieren wie kein Zweiter. Er konnte auf die Leute zugehen, fotografierte nicht aus der Distanz, sondern aus der Nähe und schuf durch seine leutselige, witzige und manchmal polternde Art eine lockere Atmosphäre.

Winfried Rohloff

Immer wenn Winfried Rohloff in sein Büro gekommen sei, habe er den Papierkorb durchsucht, erzählt der langjährige Wetterauer SPD-Geschäftsführer Otto Geyer. Rohloff konnte sich gut in Szene setzen. Er war ausgebildeter Schauspieler. Er hatte als Dramaturg, Spielleiter und Schauspieler an den Stadttheatern in Cuxhaven und Gießen gearbeitet, bevor er Journalist wurde. von 1977 bis 1986 war er Redakteur in der Friedberger FR-Redaktion. Er war nicht nur Chronist, er ging selbst in die Geschichte des Kreises ein: 1983 deckte er den Schwarzgeldskandal um den Bau der Müllumladestation des Kreises auf. Landrat Helmut Münch (CDU) musste daraufhin den Hut nehmen. Rohloff wurde mit dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet.

rohloff2Winfried Rohloff

Rohloff rief die FR-Foren ins Leben, prominent besetzte Podiumsdiskussionen zu kontroversen Themen wie dem Grundwasserraubbau im Vogelsberg oder dem Ausbau des Flugplatzes Reichelsheim. Die Foren waren spannende Inszenierungen. Der Dramaturg verstand sein Handwerk.

1986 wechselte Rohloff die Seiten: Der kritische Journalist wurde Pressesprecher des Strom- und Wasserversorgers Oberhessische Versorgungsbetriebe AG (Ovag). Rohloff wollte es etwas ruhiger angehen lassen. Aber der engagierte Gewerkschafter geriet bald in Konflikt mit seinem arbeitgeber. Rohloff hatte 1982 den Ortsverein der Deutschen Journalistenunion (dju) in der IG Medien (heute in Verdi) ins Leben gerufen. Der Ortsverein verlieh 1989 den „Maulkorb für pressefeindliches Verhalten“ an den Butzbacher Bürgermeister Karl Heinz Hofmann (SPD) Hofmann war auch Mitglied im Ovag-Aufsichtsrat. Die Unternehmensleitung untersagte ihrem Pressesprecher, den Maulkorb an Hofmann zu überreichen. Rohloff beugte sich dem Druck, verließ aber bald darauf das Unternehmen. Er arbeitete noch einige Jahre als Freier Journalist in der Wetterau. Dann zog er von Bad Nauheim nach Berlin und brach alle Kontakte in die Wetterau ab. Dort starb er am 7. Juli 1998, erst 56 Jahre alt.

 

2 Gedanken zu „Leute der FR-Friedberg

  1. Hallo,
    ich bin ein begeisterter Leser des WLB, macht weiter so.
    Kann es sein, dass das Datum unten nicht stimmt?

    „1968 wechselte Rohloff die Seiten:“

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