Schweres Gerät auf aufgeweichtem Boden
Von Anton J. Seib
Der warme Winter mit viel Regen hat den Förstern Sorgen bereitet. Denn die Böden waren derart aufgeweicht, dass der Holzeinschlag zeitweise gestoppt wurde. Weil aber ein Forstbetrieb, auch ein staatlicher wie Hessen-Forst, auf den Holzverkauf angewiesen ist, rückten die schweren Geräte dennoch an. Mit teilweise sichtbaren, aber auch unsichtbaren Folgen.
Schäden durch Holzeinschlag
Bernd Reißmann, Leiter des Forstamts Nidda, weiß um die Probleme: Denn neun Zehntel der 17 000 Hektar Staatswald in der Wetterau sind „bodenökologisch befahrungsempfindlich“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Im Klartext. Die Böden sind derart empfindlich, dass auf ihnen eigentlich nicht mit schwerem Gerät gearbeitet werden dürfte. Daher gilt seit Sommer 2013 die Regel, dass der Abstand zwischen den Rückestraßen mindestens 40 Meter betragen muss. Davor galt die Hälfte. Somit werden zwar 50 Prozent der Arbeitsfläche vor den Harvestern geschont. Allerdings wird die andere Hälfte jetzt doppelt so stark belastet durch den Abtransport der geschlagenen Stämme. Reißmann: „Dadurch wird der Boden der Rückegassen stark verdichtet und langfristig zerstört.“ Das betrifft immerhin zehn Prozent der gesamten Waldfläche, so hoch ist der Anteil der Rückegassen.
Da tut sich natürlich ein Konflikt auf zu den anderen Funktionen des Waldes, etwa Naturschutz und Naherholung. Das weiß auch der Forstmann. „Wir müssen diese Schäden aber in Kauf nehmen, denn wir müssen die Volkswirtschaft mit Holz versorgen“, sagt Reißmann. Und er verteidigt den Einschlag in seinem Zuständigkeitsgebiet. Im Winter 2013/14 seien im Gebiet des Forstamts 90 000 Festmeter Holz, davon 85 Prozent Eichen und Buchen geschlagen worden. Das liegt unter dem jährlichen Zuwachs von 100 000 Festmetern. Damit sieht Reißmann die Vorgabe der nachhaltigen Waldbewirtschaftung als erfüllt an.
Anfang April werden die Bagger in den Wäldern anrücken, um zumindest die sichtbaren Auswirkungen des Einschlags zu beseitigen. Sie planieren die Rückegassen vor allem an den Einmündungen zu den Waldwegen, denn dort sind Jogger und Spaziergänger durch regelrechte Matschwüsten besonders betroffen. Und vielleicht kommt ja in den nächsten Jahren vermehrt ein vierbeiniger Helfer zum Einsatz, der über Jahrhunderte im Wald unverzichtbar war: das Rückepferd. Bereits in diesem Winter waren unter anderem im Rockenberger Wald Pferde im Einsatz. Sie zogen dünnere Stämme bis zu den Rückegassen, um so den empfindlichen Boden zu schonen.
Zahlen
Im hessischen Staatswald wurden laut Hessen-Forst 2013 1,96 Millionen Festmeter Holz geerntet. Das liegt unter dem Zuwachs von 2,16 Millionen Tonnen. Mehr als die Hälfte wurde an holzverarbeitende Familienbetriebe in Hessen geliefert.
Hessen ist das Buchen-Bundesland Nummer eins. Hier wachsen etwa 250 000 Hektar Buchen, das sind etwa 30 Prozent der gesamten Waldfläche. Im vergangenen Jahr hat Hessen-Forst landesweit 720 000 Festmeter Buchenholz geerntet. „Das zeigt deutlich, dass von einer Gefährdung des hessischen Buchenwaldes keine Rede sein kann“, sagt Michael Gerst, Leiter von Hessen-Forst. Und er untermauert das mit Zahlen. Von rund 29 Prozent im Jahr 1994 stiegen die Buchenbestände bis 2012 auf fast 34 Prozent an.
Das Forstamt Nidda bewirtschaftet 17 000 Hektar Wald und damit nur einen Teil des Wetterauer Forsts. Die Wälder in Butzbach, Friedberg, Rosbach und Ober-Mörlen werden vom Forstamt Weilrod betreut.
Buche und Eiche machen im Forstamtsbezirk 85 Prozent des Waldbestands aus. Doch beispielsweise für Buchenstammholz sind die Preise in den vergangenen Jahren gesunken. Anders beim Nadelholz, für das die Förster momentan gute Preise erzielen können. Doch in den Wetterauer Wäldern macht Nadelholz nur 15 Prozent aus.