Bündnis fordert Mietstopp
Von Tonia Hysky
„Wohnen muss bezahlbar sein!“ fordern 25 Organisationen in Frankfurt. Die Mieten in der Main-Metropole gehören zu den höchsten in Deutschland. Landbote-Autorin Tonia Hysky hat versucht, in Frankfurt eine bezahlbare Wohnung zu finden und berichtet über die schwierige Mietsituation in der Finanzstadt.
990 Euro für 55 Quadratmeter
Tonia Hysky (Foto: Nissen)
Für mich als Studentin gestaltete sich die Suche nach einer passenden Wohnung in Frankfurt sehr schwierig. Eine Wohngemeinschaft in Frankfurt sollte es werden, Zweizimmer-Wohnung mit einer befreundeten Kommilitonin. Unser Budget lag bei 650 Euro kalt, die meisten Wohnungen mit dieser Kaltmiete hatten eine Fläche von 50 Quadratmeter bis 60 Quadratmeter, also zehn Euro pro Quadratmeter. Oft wurde uns schon am Telefon abgesagt, mit der Begründung: „Nein, Wohngemeinschaften möchten wir in dieser Wohnung nicht.“ Oder: „Sie sind Studentin? Nein, tut uns leid.“ Da wir gerne nah an der Universität wohnen wollten, waren auch die Mieten in diesem Umkreis (Stadtteile Bockenheim, Hausen, Westend, Rödelheim) entsprechend. Die Wohnungen klein und die Miete im Verhältnis zur Fläche zu hoch. An der Berger Straße in Bornheim kann eine Wohnung mit etwa 55 Quadratmetern bis zu 900 Euro kosten. Das können sich die Vermieter auch erlauben. Bei der hohen Nachfrage in den bei Studenten beliebten Stadtteilen werden die Vermieter trotz der hohen Kosten einen Mieter finden, der bereit ist, so viel Geld zu bezahlen und „in den sauren Apfel beißt“.
Nach drei Monaten Suche ohne Erfolg legten wir den Schwerpunkt auf Offenbach, da dort laut Kommilitonen die Mieten deutlich günstiger seien als in Frankfurt. Kurz darauf hatten wir dort einen Termin zur Besichtigung in einem Mehrfamilienhaus. Die Wohnung – drei Zimmer, hell und geräumig – bekamen wir noch auf der Türschwelle von der Maklerin versprochen. Dass es so schnell gehen würde, hatten wir nicht erwartet. Seit zwei Jahren wohnen wir nun in Offenbach, unsere Wohnung hat 75Quadratmeter, für die wir 580 Euro kalt bezahlen. Dazu kommen etwa 120 Euro Nebenkosten. In Frankfurt hätten wir für diesen Preis so schnell keine vergleichbare Wohnung gefunden. Kein Unterschied zu Frankfurt war die Provision, auch in Offenbach mussten wir über 1000 Euro an eine Maklerin berappen.
390 Euro für 28 Quadratmeter
Ein Beispiel, wie teuer eine Studentenwohnung in Frankfurt sein kann, zeigt die Situation meines Kommilitonen Josko Kozic. Nach einem halben Jahr Suche mit zwölf Besichtigungen fand er eine kleine Wohnung an der Konstablerwache. Für die Wohnung bezahlt Josko 390 Euro kalt, es sind 28 Quadratmeter. Insgesamt, zusätzlich der Nebenkosten sind es 440 Euro. Mit 13,90 Euro pro Quadratmeter passt die Wohnung in den Mietdurchschnitt von Frankfurts zentralen Stadtteilen und ist somit fast doppelt so teuer wie meine Wohnung mit 7,80 Euro pro Quadratmeter.
Aktionsbündnis für bezahlbares Wohnen
Um diese Situation zu bessern, haben sich in Frankfurt 25 Organisationen zum Aufruf „Wohnen muss bezahlbar sein!“ zusammengeschlossen. Mit dabei sind beispielsweise der DGB Stadtverband Frankfurt am Main, der Interessenverband Mieterschutz e.V., das Aktionsbündnis für bezahlbaren Wohnraum, Verdi Bezirksvorstand Frankfurt am Main und Region und der AStA Frankfurt University of Applied Sciences Frankfurt am Main. Das Aktionsbündnis plant viele Veranstaltungen, am 1. Mai 2015 2015 zum Beispiel. Bis zur Kommunalwahl 2016 sollen weitere Veranstaltungen folgen, um immer wieder auf die Lage der hohen Mieten in Frankfurt aufmerksam zu machen. Ziele sind unter anderem, die steigende Entwicklung der Mieten zu stoppen (Mietpreisdeckelung), ein Verbot des Leerstehen-Lassens bestehender Wohnungen und eine Stärkung des Genossenschaftswohnungsbaus. Auch der Gesetzgeber mischt auf dem geplagten Wohnungsmarkt mit, die große Koalition plant seit längerem das sogenannte „Bestellerprinzip“. Es bedeutet, dass derjenige den Makler bezahlen muss, der ihn beauftragt hat. Das Gesetz soll Mitte 2015 in Kraft treten und könnte durchaus Wohnungssuchenden zumindest die Provision abnehmen. Vorausgesetzt, der Vermieter hat in diesem Fall den Makler beauftragt. Jedoch halten viele Makler das Gesetz für „nicht ganz optimal“. So ist auch von einem „Einschnitt in den Makler Beruf“ die Rede. Viele Vermieter werden sich selbst um die Vermittlung der Wohnung kümmern und Wohnungssuchende von Außerhalb würden um die Beauftragung des Maklers nicht herum kommen. Die Provision 50/50 zu teilen, sei für einen Großteil der Makler „für beide Seiten eine bessere Lösung“. Trotzdem bleibe die Hoffnung, dass der Markt sich nach Eintritt des neuen Gesetztes sich selbst regeln werde und sich das Gesetz nicht auf die Miete auswirkt. Zulasten der Mieter natürlich.
Es ist unklar, wie sich der Wohnungsmarkt entwickeln wird. Was die städtische ABG Holding mit dem ehemaligen Gelände des AfE-Turmes in Bockenheim machen möchte, steht noch nicht fest. Es deutet laut Frankfurter Rundschau jedoch vieles darauf hin, dass dort keine Wohnungen, sondern ein Hotel oder ein Bürokomplex entstehen soll. In Eschersheim allerdings soll der Wohnungsmarkt entlastet werden. Wo einst im Kulturzentrum Batschkapp gefeiert wurde, sollen nun Wohnungen gebaut werden.
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