Experimentalarchäologie im Freilichtlabor Lauresham
1250 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung des Klosters Lorsch im Jahr 764 ist in 2014 das Weltkulturerbe neu eröffnet worden und heißt – nachdem es erweitert und das Konzept überarbeitet wurde – nun Welterbe Areal Kloster Lorsch. Seit September vergangenen Jahres gehört zu diesem auch das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham. In diesem können Besucher am kommenden Sonntag, 11. Januar, beim „Winter in Lauresham“ erleben, „wie man im frühen Mittelalter mit offenen Kochstellen ohne Kamin und Schornstein zurechtkam.“
Feuer, Licht und Rauch im Mittelalter
Hinter dem Namen Lauresham verbirgt sich das erste begehbare Modell eines Herrenhofs aus der Karolinger-Zeit. Das bislang einzige in Europa. Die Karolinger-Zeit: Das waren die Herrschaftsjahre der westgermanischen Franken, die ab 751 die Königswürde hatten. Ihr bekanntester Regent: Karl der Große, der „rex magnus“.
Begehbar heißt: Man kann auf einem Areal von rund vier Hektar zwischen insgesamt 21 Gebäuden flanieren. Modell meint in diesem Fall, dass es sich anders als beispielsweise im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach (Hochtaunus-Kreis) nicht um authentisch aus ihrem ursprünglichen Heimatort transportierte und wieder aufgebaute Gebäude handelt, sondern um Nachbauten. Und Labor: Dass auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse Leben und Alltag einer Epoche erforscht werden, zu der noch viele Fragen offen sind.
„Der auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse errichtete karolingische Herrenhof führt den Besucher zurück in die Lebens- und Alltagswirklichkeit der Menschen im frühen Mittelalter“, sagt Claus Kropp. Der 31jährige Leiter von Lauresham ist nicht nur Historiker und Archäologe, sondern auch Vorsitzender des „Förderkreises Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße“. Die Mitglieder des eingetragenen Vereins unterstützen die Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerochsen, die Beweidung mit gefährdeten Rinderrassen und die Artenvielfalt. Auch in Lauresham steht nicht allein der Mensch im Fokus. Das Interesse der Wissenschaftler gilt ebenso alten Nutztierrassen und der Bewirtschaftung von Wiesen und Ackerflächen im frühen Mittelalter.
„Dies ist“, so Karl Weber, Direktor der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, bei der Eröffnung des Geländes „ein weiterer Baustein, um den Besuchern des Welterbe-Areals Kloster Lorsch einen möglichst umfassenden Einblick in das Leben der frühmittelalterlichen Bewohner –nicht nur im Kloster – sondern auch vor seinen Toren zu vermitteln.“
Zu den in Lauresham rekonstruierten Gebäuden gehören neben dem Herrenhaus auch das „Haus der Hörigen 1 und 2“ und eine Scheune. Sie alle gehen, so Claus Kropp „auf historische Vorbilder zurück.“ In der Umgebung sollen einmal Tiere und Pflanzen wieder heimisch werden, wie sie zur Zeit Karls des Großen (Krönung des karolingischen Herrschers 800 n.Chr.) in der Region wuchsen und gediehen. „Damit wird neben der Bildungs- und Baugeschichte des Klosters Lorsch nun auch die dritte Säule für den Besucher anschaulich, die wesentlich zur Bedeutung der einstigen Benediktinerabtei beigetragen hat“, heißt es dazu auf „Archäologie online.“
Rätisches Grauvieh
„David und Darius“, das Rindergespann aus der seltenen Rasse des „Rätischen Grauviehs“, wird beim „Winterheizen“ nicht über die Felder ziehen. Dafür können die Besucher aber jede Menge rund um die Bedeutung von Feuer, Rauch und Licht im Mittelalter erfahren. Ihre Fragen beantworten wissenschaftliche Mitarbeiter, die sich bereits tags zuvor zu einem nicht-öffentlichen Austausch über ihr Fachgebiet trafen, und die Living-History-Gruppe „Reges Francorum“. Sie stellt mit authentischen Kostümen, Werkzeugen und Materialien mittelalterliche Szenen zum Thema nach.
Damit soll das „Winterheizen“ im Experimentalarchäologischen Freilichtlabor Lauresham, so Claus Kropp, einer von vielen Bausteinen sein „mit den herrschenden Klischees über das dunkle Mittelalter aufzuräumen. Denn der Herrenhof erlaubt dem Besucher durch eigene Anschauung komplexe Themen zu begreifen.“
Lauresham hat am Sonntag, 11. Januar, von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf (ermäßigt drei) Euro.
Hallo ihr alten FR-Recken Willführ, Nissen und Rieb.
Sich niicht unterkriegen lassen, Schreiben mit Ecken und Kanten. So kannte ich Sie als ich noch FR-Leser war.
Doch seit das Wetteraubüro aufgelöst wurde, die Berichterstattung aus der östlichen Wetterau immer schütterer wurde, habe ich schließlich mein Abo gekündigt ( und so wohl auch zum Niedergang der FR beigetragen). Jetzt bleibt einem hier in Glauberg nur noch der Kreis-Anzeiger mit dem unsäglichen Giers.
Da keimt bei mir die Hoffnung auf, in dem Landboten ein frisches kritisch-objektives
Medium zu finden. Was kostet ein Abo?
Gruß aus Glauberg
Werner Erk