Vortrag in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar
Herodot war ein hochinteressanter Schriftsteller. Er lebte etwa 485 bis 425 v. Chr. in der Antike und war das, was heute Bestsellerautorinnen und –autoren wie Donna Woolfolk Cross („Die Päpstin“) oder Gisbert Haefs („Hannibal“) sind, die über historische Momente und Epochen packend berichten. Am Montag, 15. Dezember 2014, (19.30 Uhr) dreht sich in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar alles um Herodot.
Herodot, Vater der Geschichtsschreibung
Herodot, der als Vater der Geschichtsschreibung gilt, richtete seine Aufmerksamkeit auf ein bedeutendes Ereignis: den Krieg zwischen Griechen und Persern zu Beginn des 5. Jhds. v. Chr., dessen Ausgang, der griechische Sieg, von gar nicht zu überschätzender Bedeutung für das weitere Dasein des Abendlandes gewesen ist.
Die „Historien“ dieses Autors der Antike sind spannender Lesestoff, aus dem Peter von Möllendorff (Professor für Klassische Philologie/Gräzistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen) und Rudolf Guckelsberger (Sprecher und Moderator beim SWR) rezitieren werden.
„Da Herodot ein meisterlicher Erzähler ist, der seine Analysen immer wieder mit höchst
spannenden Exkursen und Anekdoten zu bereichern weiß, ist die Lektüre seines Werks abwechslungsreich, lehrreich und hochinteressant“, unterstreicht Peter von Möllendorff, der mit Rudolf Guckelsberger „besonders brisante und illustrative Passagen der Historien vorlesen und auf diese Weise einen Eindruck vom gesamten Werk geben will.“
Die Phantastische Bibliothek widmet die Lesung einer geschichtlichen Berühmtheit, um die es einen Meinungsstreit der Fachleute gibt. Es geht um den Wahrheitsgehalt der neun Bücher umfassenden „Historien“. „Diese Diskussion“, so von Möllendorff, „ist heutzutage aber auch nicht mehr forschungsbestimmend.“ Sie beruhe letztlich auf falschen Voraussetzungen und falschen Forderungen moderner Geschichtsschreibung an Herodot.
Der Altertumswissenschaftler fasst seine Meinung über den berühmten griechischen Autor folgendermaßen zusammen: Herodot habe nicht geschrieben, um darzustellen, „wie es eigentlich gewesen ist. „ Er habe geschrieben, „weil er nicht wollte, dass ein gewaltiges Ereignis wie die Perserkriege, von dem wir heute sagen können, dass es den Gang der europäischen Geschichte mehr als maßgeblich beeinflusst hat, nicht in Vergessenheit geraten sollte. Der Philologe abschließend: „Zugleich wollte Herodot ergründen, wie es zu einer solchen Auseinandersetzung kommen konnte. Dafür greift er weit zurück und auch weit aus – die Benennung der einzelnen kausalen Faktoren bedingt ja immer weiteres Rückfragen. Herodot ist dabei bewusst, dass die Feststellung dessen, was genau gewesen ist, schwierig und häufig subjektiv ist. Deshalb verfolgt er bestimmte Prinzipien, zum Beispiel, seine Quellen nicht zu selektieren. Heraus kommt ein oft hochkomplexer, nicht maximal geordneter Text, der Lücken lässt, Unwahrscheinliches neben Wahrscheinliches stellt – und hieraus wiederum resultiert das Unbehagen der Geschichtswissenschaft mit dieser Darstellung.“
Soweit der Universitäts-Professor, der eine Lanze für Herodot bricht. Mehr darüber am Montag, 15. Dezember 2014, um 19.30 Uhr in der Phantastischen Bibliothek in der Turmstraße 20 in 35578 Wetzlar.