Futterangebot schützt Milan vor Windrädern
Acht Rotmilane sind in den vergangenen Jahren durch Windkraftanlagen im Vogelsberg ums Leben gekommen – Tendenz steigend. Verlässlich aber ist diese Zahl nur bedingt. „Es wird nicht gezielt nach toten Tieren gesucht“, räumt Maik Sommerhage vom Naturschutzbund (Nabu) Hessen ein. Um die etwa 170 Brutpaare rund um den Hoherodskopf nicht weiterhin zu gefährden, hat der Nabu-Landesverband im Frühjahr 2013 das Forschungsprojekt „Mäuse für den Milan“ rund um die Windparks Ulrichstein, Romrod, Schotten und Freienstein begonnen. Denn der Nabu befürwortet den Ausbau Erneuerbarer Energien, sofern der Naturschutz dabei nicht aus den Augen verloren wird. Jetzt legt Projektleiter Sommerhage erste Ergebnisse vor. Fazit: Ein gezieltes Futterangebot fernab der Windparks minimiert das Kollisionsrisiko des Milans mit den Rotoren.
Mäuse für den Milan
Das Projekt wird von den Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (Ovag) finanziert, Partner sind unter anderem Landwirte, Förster, der Vogelsbergkreis. Um herauszufinden, wie man die Raubvögel mit dem markanten Gabelschwanz von Windrädern ablenken können, wurden Flugbewegungen der Vögel mehrere hundert Stunden lang beobachtet. Im Rahmen des Projektes hat die Nabu-Stiftung 100 Hektar Schutzgebiete im Vogelsberg angekauft. Sie werden nun extensiv von Schafen und Pferden beweidet. Weitere rund 300 Hektar werden von örtlichen Landwirten so bewirtschaftet, dass der Rotmilan genügend Nahrung findet.
Für diese intensiv genutzten Wiesen vereinbarten die Partner eine Teilmahd, bei der die Grasflächen von Mai bis Juli abschnittsweise genutzt werden. Denn der Rotmilan benötigt Flächen, auf denen der Pflanzenbewuchs nicht höher als etwa 40 Zentimeter ist. „Damit stehen dem Rotmilan während der Brutzeit dauerhaft gute Nahrungsquellen zur Verfügung, auf denen er leicht Mäuse und andere Kleinsäuger jagen kann“, so Sommerhage.
Zusätzlich wurden auch nicht eingesäte „Rotmilanfenster“ in Feldern und Blühstreifen an Ackerrändern angelegt. Im Rahmen von Gesprächen sind Kooperationen mit konventionellen Landwirten, Biobauern und vor allem Demeter-Betrieben entstanden. Die Bauern erklärten sich bereit, ihre Betriebsabläufe auf Schutzaspekte der biologischen Vielfalt hin auszurichten. Sommerhage: Das Interesse bei den Landwirten an diesem Projekt ist groß. Der Vogelsberg ist Rotmilan-Land, die Menschen identifizieren sich mit ‚ihrem‘ Vogel. Die Kooperation wird künftig weiter ausgebaut. Die Bedeutung einer für den Rotmilan optimierten, klein strukturierten und nachhaltigen Landwirtschaft soll zudem ein wichtiger thematischer Bestandteil von Dialogen mit Politikern und in der Öffentlichkeit werden.
Auch die Nistbedingungen von Rotmilanen konnten in den letzten zwei Jahren verbessert werden. An Horstbäumen wurden bereits zwanzig Baummanschetten montiert, um andere Beutegreifer von den Nestern fernzuhalten. „Einige Förster erklärten sich bereit, das Horstumfeld in Zukunft nicht mehr zu bewirtschaften“, freut sich Sommerhage. Darüber hinaus richtete der NABU vier Rotmilan-Futterstellen ein. Demnächst sollen fünf Rotmilane mit Sendern ausgestattet werden, um weitere Aufschlüsse über ihr Flugverhalten zu erhalten.
Wichtig für die biologische Vielfalt
Der Rotmilan, auch Roter Milan, Gabelweihe oder Königsweihe genannt, ist ein typisch hessischer Vogel und gehört zu den vierzig so genannten Verantwortungsarten Deutschlands. Das sind Tierarten, für die Deutschland international eine besondere Verantwortung hat, weil sie nur hier vorkommen oder weil ein hoher Anteil der Weltpopulation hier vorkommt. Sommerhage: „Als Leitart offener Fluren und naturnaher Waldränder spielt er eine große Rolle beim Schutz der biologischen Vielfalt.“
Die meisten Rotmilane des zentralen Mitteleuropas , sowie die in Nord- und Osteuropa brütenden sind laut Wikipedia Zugvögel, während ein unterschiedlich hoher Prozentsatz der Brutvögel aus dem westlichen und südwestlichen Mitteleuropa das Jahr über im Brutgebiet verbleibt. West- und südwesteuropäische Rotmilane sind überwiegend Standvögel. Über 50 Prozent des Gesamtbestandes dieser Art, die sich vor allem von kleinen Säugetieren und kleinen Singvögeln ernährt, brütet in Deutschland.
Weitere Informationen zum Thema:
In Sachsen-Anhalt gibt es ein interessanten Rotmilan-Projekt, bei dem Wissenschaftler die Tiere mit Sendern ausrüsten, um deren Flugverhalten zu studieren.
Ein ähnliches Projekt gibt es in Hessen von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON).
Einen guten Einstieg in die Beschäftigung mit dem Rotmilan bietet Wikipedia.
————————————————-
Ist Ihnen dieser Artikel 30 Cent wert? Dann klicken sie auf die Überschrift und sich können die 0,30 Euro ganz bequem über Laterpay bezahlen