Weihnachten und sein Gehölz
Stellen Sie sich in der Weihnachtszeit auch gerne Nadelbäumchen ins Wohnzimmer, kerzengeschmückt und kugelbehangen? Ja? Dann sollten Sie vorsichtig sein. Die Massenproduktion der Bäumchen belastet die Umwelt erheblich. Der Naturschutzbund (Nabu) Hessen rät, nur giftfreie Weihnachtsbäume zu kaufen und dabei auf ein Ökolabel und kurze Transportwege zu achten.
O weh! Tannenbaum
Vor gut zweihundertfünzig Jahren ist es Mode geworden, sich zur Weihnachtszeit einen Baum in die gute Stube zu stellen. Die Wahl viel auf Nadelbäume, weil Laubbäume in dieser Zeit nicht besonders attraktiv aussehen. Der Weihnachtsbaum – auch Christbaum oder Tannenbaum genannt – machte einen unglaubliche Karriere. In Deutschland ist die Zahl der verkauften Bäume von 24 Millionen im Jahr 2000 auf 30 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen, verrät eine Statistik der deutschen Holzindustrie (http://www.handelsdaten.de/statistik/daten/studie/214313/umfrage/zahl-der-verkauften-weihnachtsbaeume-in-deutschland-zeitreihe/). Ein riesen Markt, auf dem viel Geld umgesetzt wird. Laut Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger kosten die beliebten Nordmanntannen in diesem Jahr zwischen 16 und 22 Euro pro laufendem Meter und Blaufichten 12 Euro je Meter.
Die Massenproduktion der Bäume ist das Problem. „Die meisten Weihnachtsbäume stammen aus einförmigen Plantagen, die durch den massiven Einsatz von Düngern und Pestiziden Boden, Grundwasser und Lebewesen enorm belasten“, sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des Nabu Hessen. Der Naturschutzbund empfiehlt deshalb den Kauf von Fichten, Kiefern oder Tannen aus Durchforstung oder aus Weihnachtsbaum-Kulturen, die nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet werden. So werde nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Gesundheit geschützt. Eppler: „Mit einem Baum aus dem Ökoanbau oder aus Durchforstung erspart man sich und seiner Familie eine mögliche Belastung der Raumluft mit Pestizid-Ausdünstungen während der Feiertage.“
Zu wenig Öko-Weihnachtsbäume
Weihnachtsbaumkäufer sollen laut Eppler darauf achten, dass die Bäume das FSC-Siegel tragen oder Label der ökologischen Anbauverbände Bioland oder Naturland. FSC steht für „Forest Stewardship Council“, ein strenges internationales Zertifizierungssystem für die Waldwirtschaft, um den Wald als Ökosystem langfristig zu erhalten. Die biologische Waldbewirtschaftung garantiere, dass die Flächen zur Pflanzung von Weihnachtsbäumen nicht mit Herbiziden kahlgespritzt, sondern mechanisch von Aufwuchs befreit werden. Auch später würden Konkurrenzpflanzen nicht durch Pestizide klein gehalten. „Weil im Biolandbau keine Pestizide zum Einsatz kommen, werden auch die nützlichen Insekten geschont, die einen Schädlingsbefall wirksam entgegentretgen können“, erläutert der Biologe Eppler. Das Angebot an Bio-Weihnachtsbäumen sei in Hessen allerdings viel zu gering. Zertifizierte Anbieter gebe es nur in Frankfurt, Bad Nauheim, Steinbach/Taunus, Wiesbaden und Hofheim-Wallau.
Alternative: Durchforstung
Statt Bio-Bäumen könnten Bäume aus Durchforstungen genommen werden oder von Sonderstandorten wie Hochspannungstrassen. Durchforstungsbäume gebe es bei den örtlichen Forstämtern. Lange Transportwege müssten dabei aber vermieden werden. „Die Umweltbilanz eines unbehandelten Weihnachtsbaums, den man extra mit dem Auto aus einem zwanzig Kilometer entfernten Wald holt, fällt deutlich negativ aus“, erklärt Eppler. Die Verbraucher müssten aber auch ihre Ansprüche überdenken. Eppler: „Den perfekt gerade und dicht gewachsenen, rundum schön grünen Weihnachtsbaum gibt es nicht ohne chemisch Sonderbehandlung.“