Veranstaltung der Flüchtlingshilfe Mittelhessen
Endlich Ruhe für ein Land im Krieg: Dieser Wunsch prägte ein musikalisch-literarisches Programm, das syrische Musiker, Filmemacher und Dichter im Nachbarschaftszentrum in Wetzlar-Niedergirmes präsentierten. Über 200 Besucher waren zu dem Syrien-Abend gekommen.
Sehnsucht nach Frieden in SyrieN
Am weitesten angereist war aus seinem Stockholmer Exil der berühmte Autor Faraj Bayrakdar, der seine Gedichte auf Zigarettenpapier aus den Assad-Gefängnissen hinausgeschmuggelt hatte. Auch er war beeindruckt von der Atmosphäre dieser friedlichen Begegnung, deren Gäste aus den mittelhessischen Landkreisen in den Wetzlarer Stadtteil gekommen waren.
Wie dramatisch die Situation in Syrien ist, schilderte Emad Aldeen Ebraheem, Assistenzarzt an der Uniklinik Gießen: „Schon etwa die Hälfte der Menschen in Syrien ist auf der Flucht“. Bettina Twrsnick vom Verein Flüchtlingshilfe Mittelhessen, der zu der Veranstaltung eingeladen hatte, wies auf die Notwendigkeit hin, viel mehr syrischen Flüchtlingen in Mittelhessen eine neue Heimat und eine Wohnstätte zu ermöglichen.

Der berühmte Autor Faraj Bayrakdar (rechts) las bewegende Gedichte vor, begleitet von dem Oud-Spieler Issa Fayad aus Berlin (3. von rechts). Links hinter Faraj Bayrakdar Bettina Twrsnick. Sie moderierte für den Verein Flüchtlingshilfe Mittelhessen.
Dafür sei jetzt beim beginnenden Winter auch unbürokratische Unterstützung notwendig: So könnten Menschen aus der Region möglichst viele Familienangehörige von hier lebenden syrischen jungen Leuten persönlich einladen, so dass sie ein Visum erhalten können. Magistratsmitglied Amin Moawad sprach sowohl auf Arabisch als auch Deutsch sein offizielles Grußwort. Er hatte zwei Mal zusammen mit seiner Frau Syrien vor dem Krieg besucht und war wie alle von der vielfältigen Kultur dieses Landes fasziniert. Er hob die bisher einmalige Kooperationsvereinbarung hervor, die gemeinsam von der Stadt Wetzlar, dem Landkreis, den beiden Kirchen und dem Verein Flüchtlingshilfe Mittelhessen getragen wird, um sich für eine aktive Willkommenskultur Flüchtlingen gegenüber einzusetzen.
Der Syrien-Abend wurde auch unterstützt durch das Bundesprogramm „Toleranz fördern Kompetenz stärken“. So konnten auch professionelle Musiker eingeladen werden, wie
der berühmte Oud-Spieler Issa Fayad aus Berlin, das achtköpfige „Melia Syrian Ensemble“ aus Bremen, der Kanun-Spieler Youssef Nasif aus Braunfels und der berühmte Filmregisseur Hanna Ward, der extra aus Schleswig angereist kam. Der professionelle Fotograph Mohamad Haj Osman aus Aleppo, der jetzt in Wetzlar lebt, gestaltete eine beeindruckende Fotoshow mit Bildern aus Syrien vor und nach dem Krieg, sein Kollege Monis Albukhari, der aus Berlin
angereist kam, war für das Plakat der Veranstaltung zuständig. Von diesem ließen sich die hier lebenden Syrer anregen und verteilten hunderte rote und grüne Luftballons – als Symbole für das viele sinnlos vergossene Blut und die trotzdem nie versiegende Hoffnung, für die die Wetzlarer Veranstaltung ein Zeichen setzen wollte.