Merkel und die Leuschner-Medaille

Frankfurter DGB-Senioren kritisieren VerleihungLeuschner-Medaille-v

Verdiente Gewerkschafter sind verärgert, weil ausgerechnet Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt werden soll, Hessens höchster Auszeichnung. Leuschner war engagierter Gewerkschafter und Antifaschist. Personen sollten mit der Medaille geehrt werden, sie sich für die Werte einsetzen, für die Leuschner stand, fordert der Vorsitzende der Frankfurter DGB-Senioren Karl Steiss in einem offenen Brief an Hessens Ministerpräsidenten Volker Bouffier.

Merkel und die Leuschner-Medaille

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Die Rückseite der Leuschner-Medaille

Hessens Ministerpräsident alleine entscheidet, wer die höchste Auszeichnung des Landes erhält. „Für Verdienste um das Land Hessen“, steht auf der Rückseite der Medaille. Dass sich Volker Bouffier ausgerechnet für seine Parteifreundin Angela Merkel entschied, stieß schon den Hessischen Sozialdemokraten übel auf: Sie wollen der Verleihung der Medaille am 28. November 2014 fern bleiben. Merkel fehle der Bezug zu Hessen, üblicherweise würden keine aktiven Politiker geehrt und die Medaille werde am Verfassungstag, dem 1. Dezember, verliehen – dieser Termin passe aber offenbar nicht in Merkels Terminkalender, wandten die Sozialdemokraten ein. Schon 20 Mal sei die Leuschner-Medaille nicht am Verfassungstag verliehen worden, mit Georg Leber (SPD) hätten sie bereits aktive Politiker erhalten und mit den Brüdern Hans Vogel (SPD) und Bernhard Vogel (CDU) auch schon Personen ohne Bezug zu Hessen, entgegnete Regierungssprecher Michael Bußer laut hr-online.

Personen ehren, die für Leuschners Werte stehen

Merkel

Angela Merkel

Den DGB-Senioren geht es um das, wofür Wilhelm Leuschner stand. „Wir fordern Sie, Herr Ministerpräsident, und die im Hessischen Landtag vertretenen Parteien auf, sich wieder ernsthaft mit der Lebensleistung von Wilhelm Leuschner zu befassen“, schreibt Steiss. „Im Namen des Widerstandskämpfers und Verfechters freier Gewerkschaften sollten Personen geehrt werden, die sich in unserem Land in besonderer Weise für die Werte einsetzen, für die Leuschner stand: der Kampf gegen Willkürherrschaft und für Demokratie“, fordert der Vorsitzende der Frankfurter DGB-Senioren. Merkel habe sich „nicht in außergewöhnlicher Weise für die Aufarbeitung der NS-Schreckensherrschaft, die Erinnerung an den Widerstand gegen Hitler oder die Aussöhnung mit den Opfern engagiert“.

Von den Nazis hingerichtet

Leuschner, 1890 in Bayreuth als Sohn eines Ofensetzers geboren, war seit 1907 Gewerkschaftmitglied und seit 1913 gehörte er der SPD an, ab 1924 gehörte er dem Hessischen Landtag an, 1928 wurde er Innenminister. Während des Faschismus war er in gewerkschaftsnahen Widerstandsgruppen aktiv. Er unterstützte den Putsch gegen Hitler und war als Vizekanzler im Gespräch. Das Attentat und der Umsturz am 20. Juli 1944 scheiterten. Leuschner stellte sich, nachdem seine Ehefrau als Geisel genommen worden war. Er wurde zum Tode verurteilt und am 29. September 1944 hingerichtet.

Ein Gedanke zu „Merkel und die Leuschner-Medaille

  1. Bouffiers Entscheidung in diesem Fall mag formal korrekt sein. Sie ist allerdings geschmack- und geschichtslos. Trotz größter Anstrengung kann ich keinen Zusammenhang, keine Beziehung, keine Parallelen zwischen Leuschner und Merkel erkennen.
    Ich hätte den unverändert aktiven Pazifisten Prof. Andreas Buro (85) für die Leuschner-Medaille vorgeschlagen. Aber mich fragt ja keiner…

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