65 Jahre DGB

Interview mit dem Frankfurter DGB-Vorsitzenden Harald Fiedler

haraldVon Bruno Rieb

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) feiert heute, Montag, 13. Oktober 2014, seinen 65 Geburtstag. Dazu ein Interview mit dem Frankfurter DGB-Vositzenden Harald Fiedler, der zu den dienstältesten Funktionären des Gewerkschaftsbundes gehört.

65 Jahre DGB

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich in den Besatzungszonen Westdeuschlands 16 Branchengewerkschaften gebildet. Nachdem sich die Westzonen im April 1949 zur „Trizone“ zusammengeschlossen hatten, waren die Voraussetzungen für einen Dachverband dieser Gewerkschaften geschaffen. Am 13. Oktober 1949 gründeten sie in München den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) als ihre gemeinsame Interessenvertretung. Das war vor 65 Jahren. Über das Jubiläum sprach der Landbote mit dem Frankfurter DGB-Vorsitzenden Harald Fiedler. Der 63jährige gehört mit 35 Dienstjahren zu den dienstältesten DGB-Funktionären. Seit 1995 ist er DGB-Chef in Frankfurt. Zuvor war er fünf Jahre DGB-Vorsitzender in der Wetterau, davor leitete er zehn Jahre den DGB Hoch- und Maintaunus- Kreis.

Landbote: Herzlichen Glückwunsch. Der DGB hat heute 65. Geburtstag. Ist er jetzt reif für die Rente?

Fiedler: Vielen Dank für die Glückwünsche. Der DGB ist weder reif für die Rente noch

Harald Fiedler als Redner beim Generalstreik in Barcelona gegen das Sparprogramm derEU im November 2012

Harald Fiedler als Redner beim Generalstreik in Barcelona gegen das Sparprogramm derEU im November 2012

wird irgendwann sein Ende zu erwarten sein. Es gibt große Herausforderungen in diesen Zeiten des wirtschaftlich-technischen Umbruchs.

Welche?

Wir müssen damit rechnen, dass die gesamte Digitalisierung das Wirtschaftsgeschehen umkrempelt. Es ist von einer dritten industriellen Revolution die Rede. Hier müssen Gewerkschaften das künftige Zusammenleben mit gestalten.

Ist der DGB noch nötig? Es sind durch Gewerkschaftszusammenschlüsse Mammutorganisationen wie Verdi entstanden. Machen die den DGB überflüssig oder schmälern zumindest seine Bedeutung?

Der DGB ist seit seiner Gründung am 13. Oktober 1949 in München darauf

ausgerichtet, dass er die koordinierende politische Funktion wahrnimmt und die Mitgliedsgewerkschaften die konkrete betriebliche Ausgestaltung. Wir werden als DGB nicht überflüssig, so lange Politik gestaltet wird. Wir werden Einfluss nehmen auf die Gestaltung der gesellschaftlichen Bedingungen und der Arbeitsbedingungen.

Die Europäische Union entfesselt den Kapitalismus. Ist da ein engerer Verbund der europäischen Gewerkschaften nötig? Mehr Europäischer Gewerkschaftsbund als Deutscher Gewerkschaftsbund?

Selbstverständlich. Wenn das Kapital weltweit und auf europäischer Ebene agiert, ist esauch nötig, dass sich Gewerkschaften in der EU und auch darüber hinaus zusammentun. Wir haben in Frankfurt als DGB seit Jahrzehnten unsere Kontakte zu den Gewerkschaften zum Beispiel in Barcelona, Mailand und Lyon. Wir pflegen aber auch Kontakte beispielsweise zu den Gewerkschaften in China, weil wir auch da ein Interesse daran haben, dass vernünftige Arbeitsbedingungen vorhanden sind. In Europa muss der DGB aus meiner Sicht noch stärker auf die anderen Gewerkschaften zugehen. Zum Beispiel könnte jetzt bei den Protesten gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP noch mehr gemeinsam gemacht werden.

Harald Fiedler während eines Interviews zum Sozialabbau im September 1993. Damals war er DGB-Chef in Friedberg.

Harald Fiedler während eines Interviews zum Sozialabbau im September 1993. Damals war er DGB-Chef in Friedberg.

Zur Geschichte des DGB: http://www.dgb.de/uber-uns/bewegte-zeiten/60-jahre-dgb/1949-1958/grundung-des-deutschen-gewerkschaftsbundes

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