Wo der Wind weht

Wetterauer Windkraft-Vorranggebiete

Von Anton J. Seib
Jetzt ist es raus. Die nördliche Wetterau um Münzenberg, Rockenberg, Wölfersheim und Bad Nauheim ist für Windräder besonders gut geeignet. Das jedenfalls geht aus dem Vorentwurf für Windvorranggebiete des Landes Hessen hervor. Allein in diesen vier Hammelshausen-3Kommunen sind zusammen 868 Hektar ausgewiesen, auf den Windräder gebaut werden können. Rund 274 Hektar sind am Taunushang im Dreieck Friedberg – Ober-Mörlen – Rosbach vorgesehen. Ebenfalls gut geeignet sind in der Wetterau weitere kleinere Flächen in  Rosbach, Butzbach, Friedberg, Florstadt, Karben, Büdingen, Ortenberg, Nidda, Ranstadt, Kefenrod, Hirzenhain und Gedern. Außer auf diesen Flächen dürfen im Wetteraukreis künftig  keine Windkraftanlagen gebaut werden.

Wo der Wind weht

Vorrang

Für das derzeit aus Eis gelegte Windpark-Projekt Winterstein sind die Chancen gestiegen. Denn im Vorentwurf sind die Abstandsregelungen zu den Drehfunkfeuern der Deutschen Flugsicherung (DFS) erheblich reduziert worden. Während die DFS einen Abstand von 15 Kilometern rund um diese Peilsender fordert, sind nach derzeitiger Planung des Landes nur noch drei Kilometer vorgesehen. Somit gehört auch das Winterstein-Areal zu  Windvorrangflächen. All das ist Bestandteil des so genannten „Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien“, der jetzt veröffentlicht wurde.

Für die Windkraftgegner in Münzenberg und Rockenberg, die seit Monaten vehement gegen einen geplanten Windpark zu Füßen der Burg Münzenberg streiten, sind das keine guten Nachrichten.  Denn die Gemarkung zwischen beiden Dörfern, im Volksmund Hammelshausen genannt, ist künftig potenzielles Baugebiet für Windräder. Auch wenn sich die Grenzlinien um einige Meter verschoben haben – dennoch könnten künftig nahe der historischen Stauferburg bis zu 200 Meter hohe Windmühlen Energie liefern – sofern sich ein Investor findet. Der größte Teil dieses zusammenhängenden Vorrang-Areals liegt zwar im angrenzenden Staatswald, doch die Riesen-Räder werden dennoch sichtbar sein.

Zu den Vorrangflächen gehört auch das „Hinterfeld“ zwischen Oppershofen und Södel. Das war schon einmal in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts umstritten, als der Wetteraukreis dort den Bau einer Kreismülldeponie plante. Die Pläne wurden seinerzeit verworfen. Das Areal zwischen der Landesstraße und dem Wohnbacher Wald bietet sich nicht nur wegen seiner exponierten Lage an. Über die Äcker führen auch eine Überlandleitungen, die an riesigen Masten hängen. Die Einspeisung des Stroms ist also ohne großen Aufwand möglich; zudem können Windräder eine Landschaft kaum beeinträchtigen, die seit rund 100 Jahren durch Strommasten geprägt ist. Gleichwohl regt sich auch gegen  diesen Standort Widerstand. Er sei zu nah an dem neuen Wohngebiet in Oppershofen, so die Kritiker, deren Argumente jetzt auch von den örtlichen Parteien, allen voran die CDU, aufgenommen werden.

Jüngst kam es im Rockenberger Gemeindeparlament zu einem heftigen Streit in Sachen Windkraftanlagen. Denn die Gemeinde hatte ursprünglich die Absicht, zusammen mit dem Bad Nauheimer Unternehmen Alphasol und der Stadt Münzenberg  einen gemeinsamen Bürgerwindpark zwischen beiden Gemeinden zu bauen. Wegen des heftigen öffentlichen Protests knickten Münzenbergs Kommunalpolitiker ein.

Auch Alphasol gab deswegen die Münzenberger Standorte auf – nicht allerdings die auf Rockenberger Gebiet. Dort gehören die ausgesuchten Grundstücke der Kommune. Und die wittert ein gutes Geschäft aus Pachteinnahmen, die der Allgemeinheit zugute kämen. Verweigere sich die Gemeinde dem Projekt, so die Befürchtung, könnten private Grundstücksbesitzer  in die Bresche springen. Dann, so die Befürworter des Projekts, stünden die Windräder eben 50 Meter weiter und füllten die Kassen von Privatleuten.

Dass es schwierig ist, solche Vorhaben zu verhindern, wissen auch die Kommunalpolitiker und die Aktivisten des „Bündnisses zum Schutz des Lebensraums und der Kulturlandschaft Münzenberg/Rockenberg“, kurz BLuK. „Die Situation ist derzeit so: Solange die Vorranggebiete nicht rechtsverbindlich festgelegt sind, kann jeder bauen wo er den Zuschlag kriegt“, sagte Koch im Gespräch mit dem Wetterauer Landboten. Und weil das so ist, sind derzeit viele Planungsunternehmen auf der Suche nach geeigneten Flächen: in Rockenberg, Oppershofen, Münzenberg, Wölfersheim und auch in der Nieder-Weiseler Gemarkung östlich der Autobahn A5.

Die aktuelle Rechtslage erschwert natürlich den Kampf der Bürger gegen die Windmühlen.  Denn derzeit ist der Bau von  Windkraftanlagen nach dem § 35 Baugesetzbuch priviligiert. Wer bauen will und die Vorgaben einhält, darf bauen. Und dieser ungeregelte Zustand hält voraussichtlich bis 2016 an. Vorher, da sind sich die Verwaltungsfachleute einig, wird dieses komplizierte Verfahren zur Ausweisung von Windvorrangflächen nicht beendet sein.

Bis dahin wird keine Ruhe einkehren, damit ist angesichts der aufgeheizten Stimmung zu rechnen. Es war deshalb eine kluge Entscheidung des Rockenberger Gemeindeparlaments, einen Runden Tisch ins Leben zu rufen, an dem  Kommunalpolitiker, Windkraftbefürworter und -gegner, Projektierer und Planer von Windanlagen an einem Tisch sitzen. Die Idee dazu hatte die Dorfpartei. Die CDU wünscht sich zudem eine Kooperation mit den Nachbargemeinde. Ziel ist ein gemeinsames Konzept zur Windkraftnutzung.

Jeder Bürger, jede Bürgerin kann den Plan in den   Rathäuser einsehen und – wenn gewünscht – eine Stellungnahme dazu abgeben. Wie das im einzelnen zu geschehen hat, erfahren Interessierte auf der Homepage des Regionalverbands FrankfurtRhein/Main: http://www.region-frankfurt.de/Planung/Sachlicher-Teilplan-Erneuerbare-Energien . Am 10. März findet um 17 Uhr im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses eine öffentliche Bürgerversammlung zum Thema Windvorrangflächen statt.

https://mapsengine.google.com/map/edit?mid=z7uRyzJKdwws.kRjY7Cwz8TRo
 

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