Wetterauer Pflegeeltern sind verunsichert

Fachdienst in neuer Hand

Von Bruno Rieb

Zwölf Jahre lang haben sich  Arbeiterwohlfahrt und Evangelischer Familien-Bildungsstätte  um die Pflegefamilien im Wetteraukreis gekümmert. Ende des Jahres ist damit Schluss.  Der Wetteraukreis hatte die Aufgabe neu vergeben. Awo und Familienbildungsstätte hatten das Nachsehen. Zehn Mitarbeiter der beiden Einrichtungen bangen nun um ihre Jobs und die Wetterauer Pflegeeltern sind verunsichert.

Es geht um Kinder, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, weil die mit ihrer Erziehung überfordert sind. Der Fachservice von Awo und Familien-Bildungsstätte sucht für diese Kinder passende Pflegefamilien aus und begleitete sie bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe mit Einzelgesprächen, Erfahrungsaustausch, Fortbildungen und Hausbesuchen. Dafür unterhalten die beiden Organisationen vier Beratungsstellen, die Awo in Nidda und Butzbach, die Familien-Bildungsstätte in Büdingen und Bad Nauheim. Je fünf Mitarbeiter kümmern sich bei Awo und Bildungsstätte um die insgesamt rund 130 Pflegefamilien.

 

Ende des Jahres endet diese Arbeit. Der Kreisausschuss des Wetteraukreises hat diese Aufgabe an einen privaten Träger übergeben. Ab 1. Januar 2014 übernimmt das Projekt Petra aus Schlüchtern die Betreuung der Pflegefamilien. Das Konzept von Petra habe überzeugt, sagt Petra Schnelzer, Sprecherin des Wetteraukreises. Es sei auch ein Vorteil, dass die Betreuung der Familien nun in einer Hand liege. Synergieeffekte seien zu erwarten. Petra sei keineswegs der billigste Anbieter gewesen, beteuert die Kreis-Sprecherin. „Es sind die langjährigen Erfahrungen im Pflegekinderwesen, die uns überzeugt haben und der qualitativ hochwertige konzeptionelle Ansatz“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Helmut Betschel-Pflügel (Grüne).

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Awo-Werbung im Internet

 

Petra ist die Abkürzung von „Partner für Erziehung, Therapie, Research und Analyse“. Die GmbH aus Schlüchtern betreibt für den Wetteraukreis bereits zwei Einrichtungen der Jugendhilfe in Altenstadt und Büdingen. „Stärken verbinden, Erfahrungen nutzen“ ist das Petra-Motto. Das Unternehmen wirbt damit, die Stärken und Schutzfaktoren der Kinder und Familien „angemessen zu fördern und zu fordern“. Beziehung gehe vor Erziehung und Therapie.

Bei Awo und Evangelischer Familienbildungsstätte ist die Enttäuschung groß, dass der Wetteraukreis einen anderen Anbieter ausgewählt hat. „Ich bedauere das sehr“, sagt die Leiterin des Fachservice Pflegefamilie der Awo Sonja Schulz. Das sei erschütternd, sagte die Leiterin der Familien-Bildungsstätte Kerstin Remane. Stellen müssten gestrichen werden.

Man werde einen Teil der bisher bei Awo und Familien-Bildungsstätte beschäftigten Betreuer übernehmen, verspricht Sarah Goldbach von der Petra-Geschäftsführung. Dadurch solle gewährleistete werden, dass die Pflegeeltern es mit vertrauten Personen zu tun haben. Es lägen schon einige Bewerbungen vor. Seit 1976 bestehe ihr Unternehmen. In Darmstadt betreue es bereits die Pflegefamilien.

Die Petra-Geschäftsführerin kann verstehen, dass ein bevorstehender Betreiberwechsel für einige Aufregung sorgt. Im November wird Petra in einer Veranstaltung des Wetteraukreises den Pflegefamilien vorgestellt. Goldbach hofft, die Eltern dort mit ihrem Betreuungskonzept überzeugen zu können.

Für die Evangelische Kirche ist der Verlust des Fachservice Pflegefamilie der zweite herbe Rückschlag. Nach 26 Jahren hat das Diakonische Werk Wetterau den Betrieb der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstellen im Kreis verloren. Die betreut seit Anfang des Jahres der Internationale Bund für Sozialarbeit. Der hatte vom Kreis den Zuschlag erhalten, weil er ein günstigeres Angebot vorgelegt hatte als das Diakonische Werk.

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