Widerstandskämpfer in Rhein-Main

„Trotz alledem!“trotz-alledem

Von Corinna Willführ

Eine Ausstellung über Widerstandskämpfer in Rhein-Main wird am Donnerstag, 23. Oktober 2014, im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt eröffnet.

Widerstandskämpfer in Rhein-Main

Sie waren Arbeiter und Parteipolitiker, Geistliche und Schriftsteller: So unterschiedlich die Biografien der Männer und Frauen sind, an die die Ausstellung „Trotz alledem! Ein Porträt des Widerstands in Rhein-Main“ erinnert, eines ist ihnen gemeinsam: Sie agierten gegen Faschismus und das Regime der Nationalsozialisten im sogenannten „Dritten Reich“, nicht wenige bezahlten dafür mit ihrem Leben. Zu sehen ist die Ausstellung von Donnerstag, 23. Oktober, an im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt.

„Während der gesamten Herrschaft des deutschen Faschismus haben Menschen Widerstand geleistet. Auch als fast ganz Europa Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre dem deutschen Faschismus zu Füßen lag, als über Jahre nicht die geringste Aussicht bestand, das Regime zu Fall zu bringen – zumindest nicht in einem überschaubaren Zeitraum – trafen diese Menschen ihre jeweilige Entscheidung, unter Einsatz ihres Lebens für die Befreiung zu kämpfen, sich der Übermacht entgegenzustellen“, heißt es in der Ausstellungs-Ankündigung. Menschen wie Johanna Kirchner, die Sozialdemokratin, die Schriftstellerin Anna Seghers, der Gymnasiast Hans Heinz Holz oder die Arbeiterin Lore Wolf.

Ihr Kampf und ihr Leiden

Zu sehen sind nur ihre Gesichter als farbige Linoldrucke. Porträts, in denen sich ihr Leben, ihr Kampf und ihr Leiden in der Mimik, im Ausdruck von Augen und Mund, zu verdichten scheinen. Alle Porträts sind Arbeiten des Mainzer Grafikers Thilo Weckmüller. Ihnen zur Seite gestellt sind biografische Skizzen der Lebensläufe der Widerstandskämpfer. Sie stammen von Mathias Meyer.

Klapperfeld

Das ehemalige Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt am Main.

Erstmals zu sehen war „Trotz alledem!“ 2008 im Mainzer Rathaus, zuletzt 2012 in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Osthofen. Nun im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt – selbst ein Gebäude, „das für Unterwerfung, Disziplinierung und Zwang geschaffen und genutzt worden ist“, wie die Initiative „Faites votre jeu“ in ihrer Selbstdarstellung schreibt. Denn von 1886 bis 2003 wurden die Bauten in der Nähe der Konstablerwache als Gefängnis genutzt: während des NS-Regimes von der Gestapo, nach 1945 von der US-Army für Kriegsverbrecher und in den 80er Jahren als Abschiebegefängnis. Seit 2009 hat „Faites votre jeu“, das sich dezidiert als politisches Projekt versteht, in den Knast-Mauern aus dem Ende des 19. Jahrhunderts „gegenkulturelle Räume“ geschaffen. In ihnen können die Besucher neben der Dauerausstellung, in der unter anderem Auszüge aus den Biografien von 76 ehemaligen Inhaftierten im „Klapperfeld“ gezeigt und die Nutzung des Gebäudes durch die Gestapo dokumentiert ist, ab 23. Oktober auch Menschen kennenlernen, die vornehmlich in Frankfurt und Mainz im Widerstand aktiv waren.

Glaser, Bergstäßer, Mathes, Ohlof…

Wie Georg K. Glaser, der Schriftsteller aus dem rheinhessischen Guntersblum, dessen Werk „Geheimnis und Gewalt“ von Literaturkritikern als „Jahrhundertbuch“ gerühmt wurde. Oder Friedrich Bergsträsser, Kind einer Wormser Arbeiterfamilie, der einer der „Moorsoldaten“ im Konzentrationslager Esterwegen war. Oder Karl Mathes, einer der ersten Freiwilligen, die sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg zur Verteidigung der Republik gegen den spanischen Diktator Franco engagierten. Oder Fritz Ohlof, Jahrgang 1889, einer der Mitbegründer der Sozialistische Arbeiterpartei. Ohlof überlebte sieben Jahre im Zuchthaus Butzbach und seinen Aufenthalt im KZ Buchenwald. Nach Kriegsende war er Leiter der „Städtischen Betreuungsstelle für politisch, rassisch und religiös Verfolgte“ in Mainz. Oder Johann Petri, der Franziskaner-Pater, der Behinderte im Westerwald betreute, später Küster der Mainzer Gemeinde St. Alban war – und schließlich wie viele seiner einstigen Schützlinge in einer Euthanasie-Anstalt (Schloss Hartheim bei Linz) ermordet wurde.

Mehr zur Ausstellung „Trotz alledem!“, zu „Faites votre jeu“ und zum Polizeigefängnis Klapperfeld in Frankfurt gibt es im Netz unter http://www.klapperfeld.de . Ganz ohne (mindestens das Gefühl) der Beklemmung, die sich einstellt, wenn man sich selbst hinter die hohen Mauern oder in die winzigen Zellen begibt und sich mit den Porträts konfrontiert.

„Trotz alledem! Ein Porträt des Widerstands in Rhein-Main“

Eröffnung: Donnerstag, 23. Oktober, 18.30 Uhr, Klapperfeldstraße 5, mit den Ausstellungsmachern Thilo Weckmüller und Mathias Meyer sowie Lena Sarah Carlebach, Enkelin des Widerstandkämpfers Emil Carlebach.

Öffnungszeiten (bis 16. November): dienstags von 17 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert