oder: „Es ist gut, Mensch!“
Die Bezeichnung „Gutmensch“ ist zur Beschimpfung geworden. Völlig zu unrecht, wie Landbote-Autor Jörg-Peter Schmidt meint.
Neues vom Gutmenschen
Von Jörg-Peter Schmidt
Neulich im Restaurant: Das Essen (Steak, Hähnchenfilet) und der trockene Weißwein waren lecker gewesen – aber einer der Gäste am Nachbartisch hatte offensichtlich dem Alkohol stark zugesprochen. Mit schwerer Zunge verkündete er lauthals und spöttisch, was „diese Friedensapostel und Ökopäpste “ für ihn sind: „Gutmenschen“. Jemand zwei Tische weiter prostete ihm anerkennend zu – ansonsten gab es für dieses verächtliche Geblubber im Suff nur Kopfschütteln und böse Blicke, die aber eines nicht verhindern konnten: Die Beschimpfung „Gutmensch “ blieb im Raum giftig hängen.
Nachfolgend einige Gedanken zu diesem Begriff, der 2011 zu Recht „Kandidat“ für das
Unwort des Jahres war. Wie diese Bezeichnung erstmals in die Öffentlichkeit (und mit welcher Tendenz) kam, kann nicht hundertprozentig geklärt werden, auch wenn man noch so lange googelt. Unter anderem fallen die Namen Nietzsche und Horst Eberhard Richter.
Aber eigentlich spielt es gar keine Rolle, wer wann erstmals von einem „Gutmenschen“ (auch ursprünglichen positiven Sinn) gesprochen hat. Fest steht: Heute wird dieses Wort (nicht nur in rechten Kreisen) vorwiegend verächtlich und zynisch für besorgte und engagierte Menschen verwendet: beispielsweise für Leute, die sich dagegen wehren, dass ein gesunder Baum sinnlos gefällt wird. Oder sich um Flüchtlinge kümmern. Oder dagegen ankämpfen, dass gleichgeschlechtliche Paare diskriminiert werden.
Übrigens: Das Wort „Gutmensch“ wird häufig ausgerechnet von den Leuten verwendet, die sich für gar nichts einsetzen und sich als ordentlicher deutscher Michel am liebsten den ganzen Tag die Zipfelmütze über den Kopf stülpen möchten, um alle Probleme dieser Welt zu verdrängen. Plagt sie vielleicht ihr schlechtes Gewissen, weil sie wie ein Strauß den Kopf in den Sand stecken? Beneiden sie diejenigen, die sich mit kleiner oder größerer Kraft, allein oder gemeinsam, für Mitmenschen oder die bedrohte Natur einsetzen und flüchten sich deshalb in Zynismus?
Könnte sein. Aber es hat schon manchen gegeben, der seinen Zynismus, seine Intoleranz und Arroganz eingesehen hat und zum Gutmenschen im positiven Sinn geworden ist. Wie sagt man doch so schön: Es ist nie zu spät…