Krimis zur Buchmesse

Mörderische Spannung aus der RegionHabeney

Von Corinna Willführ

Der Wetterauer Landbote gibt Krimi-Lese-Tipps zur und nach der Frankfurter Buchmesse, die am Mittwoch 8. Oktober 2014 beginnt.

Krimis zur Buchmesse   

Oktober in Frankfurt – Zeit der Buchmesse. Mehr als 7000 Aussteller aus über 100 Ländern präsentieren in dieser Woche ihre Veröffentlichungen auf dem größten Treffen für Verleger, Autoren und Leser weltweit. Darunter auch eine immer größer werdende Zahl an Publikationen eines über viele Jahre unter Literaturkritikern geschmähten Genres: des Krimis. Mit aufsteigender Tendenz finden sich unter den Publikumslieblingen spannende Stories mit Lokalkolorit – auch aus der Region.

Die Leiche lag zerstückelt in mehreren blauen Plastiktonnen, im Keller eines Hauses. Erst nach Tagen konnte ihre Identität festgestellt werden. Es handelte sich um eine 54-jährige Frau aus dem Obdachlosenmilieu. Tatort: Bad Schwalbach im Taunus. Ein Mord, den sich Krimi-Autoren ausgedacht haben? Mitnichten. Denn das Verbrechen wurde im September dieses Jahres aufgedeckt. Der Täter ist noch nicht ermittelt.

„Die Realität ist oft gruseliger als die Phantasie“, sagt Andrea Habeney in einem Interview mit Hr2-Kultur im September. In ihren Kriminalromanen verbindet die Frankfurter Autorin – von Beruf ursprünglich Tierärztin – beides. Wie in „Arsen und Apfelwein“, in dem ihre Kommissarin Jenny Becker im Fall des ermordeten „Mainmädchens“ ermittelt – und diesen löst. Anders als in der Realität: Denn bis heute ist die Identität des Mädchens, dessen vielfach misshandelter Körper am 31. Juli 2001 am Mainufer in Nied gefunden wurde, nicht bekannt. Noch immer beschäftigt die Beamten der Mordkommission 3 in Frankfurt der Fall der „Toten ohne Namen“.  Ihre Recherchen führten sie ebenso wie Andrea Habeney ins „Diplomatenmilieu“, wo die junge Frau wohl als „Haussklavin“ gearbeitet hat. Auch in ihrem aktuellen Krimi „Verschollen in Mainhatten“, dem Fünften in der Reihe um Ermittlerin Jenny Becker, verbindet Andrea Habeney, ihre Phantasie mit Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen in der Mainmetropole. Prekär: Der „Verschollene“ ist ein Staatsanwalt, mit dem Jenny Becker eine Beziehung eingegangen ist.

Noch ein realer Fall

Aufwändige Recherchen gingen dem Buch „Die Akte Rosenherz“ von Jan Seghers, Rosenherzdem Pseudonym des Schriftstellers Matthias Altenburg, voraus. Denn sie führten den Autor ebenfalls zu einem realen Fall aus dem 1966: dem Mord an einer stadtbekannten Prostituierten. Nein: Es ist nicht die Nitribitt. Doch auch im Fall dieser Toten ist der Mörder noch nicht gefunden worden. Als die Freundin von Jan Seghers Kommissar Marthaler schwer verletzt wird, erhält er eine Nachricht, sich auf die Spuren der ungelösten Tat vor 40 Jahren zu machen. Die „Die Akte Rosenherz“ schaffte es ebenso in die Besteller-Listen wie Seghers „Ein allzu schönes Mädchen“.

Wird es auch der „Sterntaler-Verschwörung“ so gehen? Erst am 28. November wird der neue Roman von Seghers erscheinen. Er führt seine Leser in den kleinen Ort Schwarzenfels am östlichen Rande des Main-Kinzig-Kreises. Also in das Sinntal im Spessart. Dort entdeckt der Streuner Süleyman in den Taschen eines verunglückten Motorradfahrers Fotos. Besser, er hätte sie nicht gesehen. Doch Süleyman erhofft sich von ihrem Verkauf eine bessere Zukunft – und ahnt nicht, dass damit eine Jagd beginnt.

Vom Spessart in den Taunus: Den dort spielen die Krimis von Nele Neuhaus.

Nele Neuhaus

Nele Neuhaus

2005 veröffentlichte die 1967 in Münster/Westfalen geborene Autorin im „Self-Publishing“ ihren ersten Thriller. Sein Titel: „Unter Haien“. Auch ihr nächstes Buch brachte die damals mit dem Fleischfabrikanten und Springreiter Harald Neuhaus verheiratete Autorin nach ihrem abgebrochenen Jura- und Geschichtsstadium noch im Selbstverlag heraus. Doch dann war der Bann gebrochen: Ob „Wer Wind sät“, „Böser Wolf“ oder „Schneewittchen muss sterben“ – die Geschichten der Tochter des ehemaligen Landrats Bernward Löwenberg um die Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff wurden in das Programm des Ullstein-Verlags aufgenommen, stiegen zu Publikumslieblingen auf – und wurden zum Teil auch bereits verfilmt.

Dass es Nele Neuhaus unter den deutschen Krimi-Autoren ganz nach oben geschafft hat, zeigt ihre Präsenz auf der Frankfurter Buchmesse: Am Samstag, 11. Oktober, ist sie ab 10.30 Uhr zu Gast auf der ARD-Bühne, um 15 Uhr auf dem „Blauen Sofa“ mit Felicitas Woll und am Sonntag, 12. Oktober, um 12 Uhr im Lesezelt zu erleben. Bei allen Veranstaltungen stellt sie ihren neuen Krimi, Erscheinungsdatum: 10. Oktober, „Die Lebenden und die Toten“ vor.

Auch Dietrich Faber hat es auf die Bestseller-Liste des „Spiegel“ geschafft. Dietrich Faber? Genau: Das ist doch der vom Kabarett-Duo „FaberhaftGuth“, der mit seinem Pendant Martin Guth unter anderem den „Stuttgarter Besen“ gewann Faber geboren in Gießen, Guth im Butzbacher Stadtteil Nieder-Weisel. Von den Geburtsorten der beiden ist es nicht in das Wetterau-Städtchen Nidda. Und dort, am Rande des Vogelsbergs, wird während eines Faschingsumzugs ein Mann erschlagen. Viel zu tun gibt es in „Toter geht’s nicht“ für Kommissar Henning Bröhmann. Klar löst er den Fall. Aber ist es auch so in seinem dritten Krimi „Tote Hunde beißen nicht“? Ein Unbekannter hat in Bad Salzhausen, dem „stillgelegten Stadtteil“ von Nidda „Leckerli“ für Hunde ausgelegt – mit Rasierklingen versetzt. Doch ist der Tierhasser auch ein Doppelmörder?

Wer zur Lesung von Dietrich Faber am 7. Dezember in den Rathaussaal nach Hünfeld kommen kann, wird dort vielleicht ab 20 Uhr die Auflösung der mörderischen Geschichte erfahren.

Ansonsten hilft nur: Lesen.

Die Krimis von Rosas, Seghers, Faber, Neuhaus und außerdem (mit Lokalkolorit) von Jakob Arjouni, Anne Chaplet, Andreas Franz, Ulrike K. Kucera, Wilkie Collins, Frank Demant, Krystyna Kuhn, Astrid Paprotta, Andreas Schäfer, Walter Scheele und vielen anderen mehr.

Nicht zuletzt auch den „Faust“ von Johann Wolfgang Goethe. Denn Faustens Gretchen war eine Kindsmörderin. „Das Leben und Sterben der Susanna Margaretha Brandt. Nach den Prozessakten dargestellt“ hat Siegfried Birkner im Insel-Verlag 1973 veröffentlicht.  Die Suche nach authentischen Verbrechen aus der Region kann auch im Antiquariat beginnen – oder wie im Fall der zerstückelten Leiche im Taunus in der Tagespresse.

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