Das sanierte Schwalheimer Kulturdenkmal dreht sich wieder
Ein Mühlenbauer aus dem Erzgebirge hat das Große Rad in Schwalheim aus Eichenholz rekonstruiert. 14 Monate haben diese Arbeiten gedauert. In der Zwischenzeit wurde auch das Gemäuer saniert. Rund 230 000 Euro hat die Instandsetzung gekostet.
Großes Rad wie neu
Es rattert, zischt und stampft. Spritzt, tropft und stäubt. Knarzt, ächzt und quietscht – das Schwalheimer Rad ist eine Sinfonie für Augen und Ohren. Seit ein paar Wochen dreht es sich wieder. Angetrieben vom Wasser eines Wetternebenarms und setzt das Holzgestänge in Bewegung, das über Jahrhunderte das Pumpwerk antrieb, mit dessen Hilfe Sole zu den Gradierwerken der Nauheimer Saline befördert wurde. Allerdings nur noch als Reminiszenz an längst vergangene Zeiten, denn von dem einst 1,3 Kilometer langen Antriebsgestänge sind nur noch rund 170 Meter erhalten, um den Besuchern einen Eindruck über die Funktionsweise dieses Monuments aus der Frühzeit der Industrialisierung zu vermitteln.
Es war zuletzt in einem beklagenswerten Zustand gewesen, das Große Rad, wie es auch genannt wird. Längst drehte es sich nicht mehr, 1960 hatte es seinen Betrieb zur Salzgewinnung eingestellt. Das Holz war größtenteils verfault und verwittert, die Lager unbrauchbar, das gemauerte so genannte Gerinne bröselig. Schon lange war klar: Mit kleinen Reparaturarbeiten ist es nicht getan. Soll das Denkmal erhalten bleiben, kommt nur eine große Lösung in Frage. Das Stadtparlament gab grünes Licht. Ein Mühlenbauer aus dem Erzgebirge erhielt den Zuschlag für die Rekonstruktion aus Eichenholz. Im Juli des vergangenen Jahres wurde das Rad demontiert. 14 Monate später wurde das gute Stück aufgestellt. In der Zwischenzeit wurde auch das Gemäuer saniert. Rund 230 000 Euro hat die Instandsetzung gekostet.
Das Große Rad mit seinen 84 Schaufeln wurde zwischen 1745 bis 1748 im Auftrag des Obersalzgrafen von Hessen-Kassel, Jacob Sigismund Waitz von Eschen erbaut. Es hat einen Durchmesser von 9,75 Metern war damit das größte der sieben Bad Nauheimer Wasserräder und eines der größten Europas. 84 Schaufel schöpfen das Wasser in die Höhe, sie sind 1,25 Meter breit, 20 Zentimeter hoch und liefern eine Leistung von 12 PS. Laut historischen Unterlagen wurde das Bauwerk 1839 erstmals neu errichtet, weitere Erneuerungen erfolgten in den Jahren 1955 und 1987.
Um die lediglich dreiprozentige Sole auf die ursprünglich 27 Gradierbauten mit einer Gesamtlänge von 3,7 Kilometern zu fördern, war ein komplexes mechanisches System erforderlich. Ein Bestandteil war das Schwalheimer Rad, obwohl weit von den Gradierbauten entfernt lag. Die Wetter indes führte auch in trockenen Monaten genügend Wasser, das für den Betrieb der Salinen unerlässlich war.
Schon die Kelten haben hier Salz gewonnen
Die Salzgewinnung in Bad Nauheim geht bis auf die Kelten zurück. Schon im 3. Jahrhundert v. Chr. bauten die Kelten Salzsiedeöfen. Die keltische Saline in Bad Nauheim war von großer Bedeutung. Vor allem die großen keltischen Oppida bei Oberursel im Taunus und bei Biebertal am Rande des Westerwaldes dürften ihren Reichtum dieser Salzproduktion und dem Handel in weite Teile Europas verdanken. Bereits vor 160 Jahren stieß man auf Reste der keltischen Salinen. Danach gab es immer wieder Funde. 1995 fanden Archäologen bei Bauarbeiten hinter der Johanniskirche die bislang größte frühindustrielle keltische Anlage Europas frei – ein Sensationsfund, der nicht nur in Fachkreisen Beachtung fand.
http://www.hessen-archaeologie.de/Projekte/Bad-Nauheim/bad-nauheim.html
„……. 84 Schaufel schöpfen das Wasser in die Höhe,…..“ das stimmt doch wohl nicht so ganz. Das Rad wird doch wohl vom Wasser angetrieben und das „Schoepfen“ wurde in der Naehe des Gradierwerkes durch die Wasserrrad-angetriebenen Pumpen gemacht, richtig??
Richtig.