Gibt es in Deutschland eine „Zensur ohne Schere“? Diese Frage stellt
der Club Voltaire in Frankfurt bei einer Diskussion mit dem ehemaligen FR-Chefredakteur Wolfgang Storz am Donnerstag, 25. September, ab 20 Uhr an der Kleinen Hochstraße 5.
Wie kann kritischer Journalismus heute organisiert werden?
„Zensur ohne Schere“ lautet auch der Titel eines Buchs von Emil Carlebach, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre. Er war Chefredakteur der antifaschistischen Wochenzeitung „die tat“ und 1945 Lizenzträger der Frankfurter Rundschau (FR). Seine Fragestellung, wie sich kritischer Journalismus im kapitalistischen Umfeld behaupten kann, ist aktueller denn je. Der Druck in den Redaktionen durch Personal- und Sozialabbau, Zentralredaktionen, Pressefusionen oben nimmt zu. Und der politischen Druck von oben auf die Redakteure wachse, mutmaßen die Veranstalter.
Die Lokalberichterstattung der Tageszeitungen wird immer stärker ausgedünnt, heißt es ind er Ankündigung. Die Abhängigkeit von lokalen Anzeigenkunden wächst. In weiten Teilen Deutschlands und auch Hessens (insbesondere Nordhessen) gibt es ein faktisches Monopol einzelner Zeitungsgruppen.
Die Ausdünnung der Lokalredaktionen der Zeitungen hat auch Auswirkungen auf die anderen Medien: Weder öffentlich-rechtlicher Rundfunk noch Privatfunk oder Online-Medien haben auch nur annähernd ein so flächendeckendes Netz zur kommunalen Berichterstattung bis in die Ortsbeiräte hinein. Was die Zeitungen nicht aufgreifen, findet vielfach faktisch keine öffentliche Resonanz mehr.
Kritischer Journalismus hatte es im Lokalen schon immer schwer, unter
den heutigen verschärften Bedingungen wird es noch schwieriger.
Am Donnerstag diskutieren
– Wolfgang Storz, ehemaliger Chefredakteur der FR,
– Manfred Moos, Fachbereichsleiter Medien-Kunst-Industrie von ver.di
Hessen, und
– Viktor Kalla, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender der FR.
Gesprächsleitung: Gert Hautsch, Publizist. Der ehemalige Redakteur der „tat“, P. C. Walther, wird eingangs an Emil Carlebachs Wirken erinnern. Veranstalter ist der Club Voltaire in Zusammenarbeit mit der
Ettie-und-Peter-Gingold-Initiative und dem Emil-Carlebach-Club.
Eintritt frei – Spenden erwünscht!
Club Voltaire
Kleine Hochstraße 5