Flohmarkt im kleinen Butzbacher Stadtteil
Von Corinna Willführ
In Ostheim werden am Sonntag, 14. September 2014, die Tore der Hofreiten geöffnet. Das ganze Dorf wird an diesem zum Flohmarkt. Der Verein „Unser Dorf Ostheim“ richtet seinen 2. Trödelmarkt aus.
Ostheim wird zum Trödelmarkt
Ruhig ist’s, wenn man an einem ganz normalen Werktag um die Mittagszeit durch Ostheim geht. Die übermannshohen hölzernen Tore, die einst so typisch für bäuerliche Höfe in der Wetterau waren, sind alle geschlossen. Für Minuten ist einzig der Transporter der mobilen Landmetzgerei Weil das einzig rollende Fahrzeug auf der zentralen Rathausstraße. Doch am kommenden Sonntag, 14. September, wird alles anders sein: Denn dann wird „Ein ganzes Dorf zum Trödelmarkt“, werden von 10 bis 16 Uhr die Hoftore geöffnet sein und Hunderte von Besuchern in der Rathausstraße und den anliegenden Gassen nach Schnäppchen stöbern.
„Ein ganzes Dorf?“ Ist Ostheim nicht ein Stadtteil von Butzbach? Gewiss. Doch Hubert Meyer, seit 2011 Vorsteher des 1060 Einwohner zählenden Ortes, mag den Begriff Dorf. Ebenso seine Mitstreiter im 2000 gegründeten Verein „Unser Dorf Ostheim“ – und gewiss auch alle, die am 2. Trödelmarkt mitmachen. „Wir haben über 100 Anmeldungen“, sagt Meyer. „Darunter sind keine professionellen Händler und auch keine Anbieter von Neuwaren.“ Eben alles Ostheimer.
Herbert Ulshöfer ist einer von ihnen. Auf einem langen Tisch steht schon eine erste Sammlung der Dinge, die er in der Rathausstraße 49 am Sonntag feilbieten wird. Irdene Töpfe, bemalte Keramik, Bembel aus Steingut. Woher sie kommen? „Vom Dachboden und der Scheune. Wir sind hier drei Familien, da kommt schon was zusammen“, sagt Ulshöfer.
Emaille-Kannen und gebrannte Schüsseln – unverkäuflich
„Ohne den Herbert“, so Ortsvorsteher Hubert Meyer, „gäbe es den Trödelmarkt nicht.“ Ohne Doris Müller nicht die Sammlung von Emaille-Kannen oder gebrannten Schüsseln und Tellern. Die Emaille-Kannen aus verschiedenen Epochen sind am Sonntag nur durch die bleiverglasten Scheiben des schönsten Gebäudes im Dorf zu sehen: dem Alten Rathaus. Denn „niemals nicht“ würde sie die Seniorchefin der Kelterei Müller verkaufen. Hat sie die Utensilien aus den Küchen von Groß- und Urgroßmüttern selbst über Jahre zusammen getragen und damit das mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichneten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert (seit 1986 im Besitz ihrer Familie ist und sechs Jahre lang von dieser aufwendig saniert), auch im Innern mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Nicht zuletzt für die Hochzeitspaare, die sich im dortigen Standesamt das Ja-Wort geben und mit Freunden und Verwandten im Alten Rathaus von Ostheim feiern können. Übrigens ebenso wie Geburtstagsjubilare und Gäste einer Taufe. Denn die Räume können angemietet werden.
Die Sammlung der gebrannten Schüsseln und bemalten Teller von Doris Müller zwischen Ähren und Ackergerät ist für jedermann zugänglich, wenn die Straußenwirtschaft im renovierten Saal von 1905 direkt gegenüber vom Rathaus öffnet. Mehr als 60 Jahre war die Apfelwein-Gastwirtschaft des Kelterei-Gründers Jakob Müller geschlossen. Nun ist sie wieder geöffnet, um im Sinne des Familienunternehmens „alte Traditionen im neuen Stil aufleben zu lassen“: ab Sonntag, 27. September, bis Ende November, freitags ab 19 und sonntags ab 18 Uhr.
Auf einen Äppler oder eine Worscht auf die Hand müssen die Besucher des Trödelmarktes am Sonntag solange nicht warten. Ortsvorsteher Hubert Meyer: „An etwa jedem dritten Stand gibt es auch was zu essen oder trinken.“ Und (nicht nur) in der Bücherei im Dorfgemeinschaftshaus Kaffee und Kuchen.
„Aber jetzt sollten sie unbedingt noch….“ unsere Obstanlage sehen, den freien Blick an der Speierlings-Allee genießen, die Martinskirche besuchen, den Anger und den Park, auch mal bis zum ehemaligen Hexenplatz laufen. Hubert Meyer ist hartnäckig in der Werbung für das Dorf Ostheim, als Ortsvorsteher ebenso wie als Vorsitzender des Vereins „Unser Dorf Ostheim.“ Nicht zu vergessen auch noch, dass die Vereinsmitglieder mit allen Kräften das Dorferneuerungsprogramm (bis 2012) unterstützt haben… und dass es für Jugendliche eine Skater-Anlage gibt.
Ist schon was dran, an dem Satz, „Man sieht nur, was man weiß“ – oder kennt. Am Wochenende werden viele, viele Menschen Ostheim anders kennenlernen als an einem ganz normalen Werktag um die Mittagszeit. Ist schon schöner, wenn die Tore offen stehen.
„Ein ganzes Dorf wird zum Trödelmarkt“, Sonntag, 14. September, Butzbach-Ostheim, 10 bis 16 Uhr