Streit um gymnasiale Oberstufe an der Singbergschule
Das Abitur soll zu den Schülern kommen, nicht umgekehrt. Und zwar an die Singbergschule in Wölfersheim. Für die sieht der Schulentwicklungsplan des Wetteraukreises eine gymnasiale Oberstufe vor. Die umliegenden Gymnasien lehnen das Vorhaben ab. Es ist ein Kampf um Schüler. Am Mittwoch entscheidet ihn der Kreistag.
Kampf um Schüler
Die Singbergschule hat seit dem Schuljahr 2009/2010 einen gymnasialen Zweig mit knapp 100 Schülern in drei Klassen. Diese Schüler sollen das Abitur an ihrer Schule machen können. Deshalb beantragte die Schule die gymnasiale Oberstufe. Schuldezernent Helmut Betschel-Pflügel folgte diesem Antrag und plante die Wölfersheimer Oberstufe in seinen Entwurf des Schulentwicklungsplanes ein. Die umliegenden Gymnasien seien durch die neue Oberstufe nicht gefährdet, meint er. Die sehen das ganz anders.
Die nach der Allgemeinen Hochschulreife strebenden Schüler der Singbergschule wechseln bislang an die Gymnasien in Friedberg, Bad Nauheim, Butzbach und Nidda oder an die Gesamtschule in Hungen. Diese Schulen sehen in der neuen Oberstufe, deren Jahrgangsbreite auf 120 Schüler begrenzt werden soll, sehr wohl eine Bedrohung. „Eine Jahrgangsbreite von 90 bis 120 Schülern würde die umliegenden Oberstufen deutlich verkleinern“, heißt es in einer Stellungnahme des Landkreises Gießen. Die Schülerzahl sinke durch die demographische Entwicklung auch im Wetteraukreis. „Das bedeutet, dass hier zusätzlich zur demographischen Entwicklung, die schon für manchen Schulstandort alleine eine Gefährdung darstellt, eine weitere Konkurrenz geschaffen wird. Dies betrifft vor allem die Gesamtschule Hungen und das Gymnasium Nidda, weil die demographische Entwicklung in diesem Raum besonders negativ ist“, so die Stellungnahme des Kreises Gießen. Der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Bad Nauheim, Oliver von Massow, hält auch nichts von den Wölfersheimer Abi-Plänen. „Wir haben in Bad Nauheim hervorragend funktionierende Oberstufenschulen, die genügend Kapazitäten für die Wölfersheimer Schülerinnen und Schüler haben. Eine weitere Oberstufe im Wetteraukreis ist kontraproduktiv“, erklärt er. Die Stadt Friedberg wendet sich in einer Stellungnahme ebenfalls gegen die Wölfersheimer Oberstufe. Friedbergs Bürgermeister Michael Keller, zugleich SPD-Kreistagsabgeordneter, kündigte an, im Kreistag gegen die Wölfersheimer Oberstufe zu stimmen.
Die Singbergschule will allerdings keine Konkurrenz zu den umliegenden Gymnasien sein: es gehe um ein Angebot für ihre Schüler, nicht darum, anderswo Schüler abzuwerben. „Da sich die Schüler für eine geplante Oberstufe auf dem Singberg bereits in der Unter- und Mittelstufe der Singbergschule befinden, entsteht keine Konkurrenzsituation zwischen den Schulen“, heißt es in einer Stellungnahme von Schulleiter Thomas Gerlach. Peter Heidt, FDP-Kreistagsabgeordneter, sieht die Ernst- Ludwig-Schule in seiner Heimatstadt Bad Nauheim nicht durch die Singberg-Oberstufe bedroht. Hochgerechnet 5,8 Schüler aus Wölferheim würden die Bad Nauheimer Schule besuchen. Es sei völlig ausgeschlossen, dass die Ernst-Ludwig-Schule pro Jahrgang 120 Schüler aus Wölfersheim aufnehme. „Offensichtlich muten der Bürgermeister und auch die CDU den Schülern aus Wölfersheim zu, dass sie dann in Containern unterrichtet werden“, so Heidt.
Der Kreistag entscheidet in seiner Sitzung am Mittwoch, 23. Juli 2014, um 15 Uhr im Kreishaus am Europaplatz in Friedberg über die Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes. Der Ausschuss Für Bildung des Kreistages hat in seiner jüngsten Sitzung dem Schulentwicklungsplan einschließlich der gymnasialen Oberstufe an der Singbergschule bereits zugestimmt.