Romantik im Park, Jazz in der Schlosskapelle
An einen wahrlich märchenhaften Ort lädt der Förderverein „Freunde der sommerlichen Musiktage Hof Trages“ für Mittwoch, 30. Juli, bis Sonntag, 3. August ein. Entstand doch in dem heute denkmalgeschützten Anwesen des Hof Trages in Freigericht-Somborn (Main-Kinzig-Kreis) im Jahre 1836 das Märchen „Gockel, Hinkel und Gackeleia“ von Clemens von Brentano. Der Dichter war wie seine Schwester Bettina von Arnim ebenso wie Karoline von Günderrode des Öfteren zu Gast auf dem Anwesen des Juristen und späteren preußischen Ministers Friedrich Carl von Savigny (1779-1861). Jener war mitnichten nur ein Experte in Rechtsfragen, sondern auch ein Lehrer der Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm.
Musiktage auf Hof Trages
Auch wenn das heute noch im Besitz der Familie Savigny befindliche Areal mittlerweile von einem 14-Loch- Golfplatz umgeben ist und das italienische Restaurant im einstigen Gutshof vor allem betuchte Gäste anlockt: Wer durchs Gelände streift, kann noch immer ein wenig davon spüren, dass der Hof Trages einst ein bedeutender Ort der deutschen Romantik war.
Will mein Gärtlein
Ganz besonders, wenn er/sie zur Veranstaltung „Will in mein Gärtlein gehen“ am Samstag, 2. August, kommt. Denn in dem Parkkonzert ab 16 Uhr bringen die Mezzo-Sopranistin Jenny Carlsted und der Tenor Simon Bode Stücke aus „Des Knaben Wunderhorn“ zu Gehör. Die von Clemens Brentano und Achim von Arnim in den Jahren 1805 bis 1808 erstellte Sammlung enthält rund 600 Liebes-, Soldaten-, Wander und Kinderlieder vom Mittelalter bis ins später 18. Jahrhundert.
Jenny Carlsted und Simon Bode sind hochkarätige Mitglieder des Ensembles der Oper Frankfurt. Begleitet werden die beiden vom „Wunderhorn-Ensemble“ mit dem Violinisten Hartmut Krause, dem Cellisten Florian Fischer, Peter Josiger am Kontrabass, Jens Bischof an der Klarinette und Silke Schurak am Horn. Burkhard Klein, der Leiter des Brüder-Grimm-Museums in Steinau, wird das Publikum in die Geschichte des „Knaben Wunderhorn“ einführen.
Spirit of New Orleans
Dass an einem romantischen Ort auch „The Spirit of New Orleans” wehen kann, ist am Mittwoch, 30. Juli, zum Auftakt der „Sommerlichen Musiktage auf Hof Trages“ zu erleben, wenn das Reimer von Essen-Trio in der Schlosskapelle gastiert. Am Freitag, 1. August, beim Open-Air-Konzert ist die „Allotria Jazzband“ zu erleben. Die acht Herren aus der bayerischen Landeshauptstadt spielten mit Jazz-Größen wie Ellington oder Goodman und produzierten selbst 16 Langspielplatten und natürlich viele CDS. Das konnte Wolfgang Amadeus Mozart zu seiner Zeit noch nicht, aber seine Musik ist dennoch bis heute unvergessen. In einer Gala zum Abschluss der Musikalischen Hoftage am Sonntag, 3. August, bringen das Kammerorchester Main-Kinzig und seine Solisten (nicht nur) die schönsten Arien aus den Mozart-Opern „Don Giovanni“, „Figaros Hochzeit“ oder „Cosi fan tutte“ zu Gehör.
Kapellen-Konzerte
Und dazwischen: Gibt es die Kapellen-Konzerte „Es treibt mich hin und her“ am Donnerstag, 31. Juli, 16 Uhr. Gestaltet wird das Programm mit Texten von Heinrich Heine von der Mezzosopranistin Uta Grünewald. Begleitet wird sie bei ihrem Vortrag von Yevgeniya Scholz an Klavier. Am Abend konzertiert ab 20 Uhr das Musiker-Paar Gabor Lieli (Klarinette) und Katharina Teufel-Lieli an der Harfe. In dem 1866 errichteten freistehenden Bau im Stile der Neugotik (siehe Foto) befindet sich die Gruft der Familie von Savigny. Ganz anders der Ort, in denen das Open-Air-Kino sein Publikum entführt: ins „ Moulin Rouge“ nach Paris, zu erleben im Schlosshof.
Jahr um Jahr zieht die Kulturreihe mehr Besucher aus nah und fern an. Zur Freude von Helmuth Smola. Der Kirchenmusiker, Chorleiter und Organist ist nicht nur Dirigent der Mainz-Kinzig-Kammermusiker, die zum Abschluss aufspielen, sondern hatte 2006 auch die Idee für die Kulturreihe. Nach acht Jahren kann der umtriebige Organisator für sich, seine Mitstreiter, die Kommune Freigericht und die Kulturinitative der benachbarten Gemeinde Rodenbach als Mitveranstalter in Anspruch nehmen, einen historischen Ort mit neuem Leben erfüllt zu haben – zum einen mit Veranstaltungen, die an dessen Geschichte erinnern, zum anderen als einen Ort für die Kultur der Gegenwart.
musiktage-trages.de
Liebe Frau Willführ,
danke für den Artikel mit dem schönen Termin. Ich lese gerade die glänzend geschriebene Biografie über C.Brentano von Hartwig Schultz. Vom Clemens B. selbst würde ich wohl kaum was lesen, aber es ist seine Zeit, die mit ihrem Freundschafts- und Briefkult begeistert.
Auf nach Trages!