Meist Serienbriefe und Unterschriftenlisten
Rund 5500 Stellungnahmen sind beim Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main zu den Windvorrangflächen eingegangen. Von Behörden und Verbänden, etwa dem BUND, kamen 75 Eingaben, von Kommunen 55. 5370 Stellungnahmen stammen von Bürgern, davon sind nach Angaben des Verbandssprechers Frank Tekkilic allerdings etwa 5000 Serienbriefe oder Unterschriftslisten.
5500 Stellungnahmen zu Windvorrangflächen
„Ich habe diese rege Beteiligung erwartet, weil sich ja viele Menschen intensiv mit den Windvorrangflächen beschäftigen und auch unsere Veranstaltungen sehr gut besucht waren. Zudem zeigt die hohe Zahl, dass wir mit unserer offensiven Beteiligungskultur genau richtig liegen“, sagt die Erste Beigeordnete und Planungsdezernentin Birgit Simon (Grüne).
Die meisten Stellungnahmen beschäftigen sich mit den sechs für Windräder vorgesehenen Gebieten bei Friedrichsdorf, am so genannten Langhals bei Neu-Anspach, dem größten zusammenhängenden Gebiet bei Rockenberg und Münzenberg, dem Winterstein bei Friedberg, einer Fläche in Weilrod-Hasselbach und nahe des Butzbacher Stadtteils Bodenrod.
Vor allem kritisiert wird laut Tekkilic die Abstandsregelung. Derzeit beträgt der Mindestabstand von Windrädern zu Siedlungsgebieten 1000 Meter. Vorgeschlagen wurden unter anderem 2.000 Meter, etwa von der Gemeinde Rockenberg. Aussiedlerhöfe wiederum sollten 1.000 statt wie bislang 600 Meter Abstand zu den Rotoren haben. Die Stadt Münzenberg, die sich um ihr Kulturdenkmal, die Burg sorgt, fordert gar einen Mindestabstand von fünf Kilometern, der etwa auch für die Wartburg im Thüringischen gelte. Auch wurde vorgetragen, dass Windräder das Landschaftsbild zerstörten, besonders negativ fiele dies an markanten Landschaftspunkten oder beliebten Ausflugszielen ins Auge.
Das geplante Vorranggebiet beim Münzenberg (rot schraffiert)
Auch der nicht hörbare Infraschall, verursacht durch die Anlagen, wurde angeführt. Für Vögel und Fledermäuse wurde mehr Artenschutz gefordert, die Kranichzüge müssten besser geschützt werden. Allgemein wurden Bedenken gegen die Verteilung der Vorrangflächen geäußert, insbesondere gebe es eine Ballung in der Wetterau.
Die Befürworter der Windenergie fordern, die festgelegte Mindestwindgeschwindigkeit von jetzt 5,75 Meter pro Sekunde herabzusetzen, der BUND Wetterau etwa fordert 5,5 Meter pro Sekunde. Damit könnten mehr Vorrangebiete ausgewiesen werden. Diese Forderung kam von einigen Kommunen, die in ihrer Gemarkung gerne mehr Flächen für Windräder ausweisen würden. Zudem sind fünf Windgutachten eingegangen, um zu belegen, dass mehr Wind vorhanden ist, als dies der TÜV attestiert hatte. Sie bezogen sich auf Flächen bei Niddatal, Friedberg/Obermörlen/Rosbach, Weilrod, Neu-Anspach und Grävenwiesbach. Diese Gutachten werden jetzt aber noch einer Qualitätskontrolle unterzogen.
Zudem fordert der BUND Wetterau das große Gebiet bei Rockenberg, Wölfersheim und Münzenberg zu halbieren und in drei Teilgebiete zu zerlegen. Andererseits sollten weitere neue Gebiete bei Karben, Rosbach-Wöllstadt, Gedern, zwischen Friedberg und Florstadt sowie östlich Bad Vilbel neu geprüft werden.
Insgesamt 28 Vorranggebiete für die Windenergienutzung standen für diese erste Beteiligung zur Diskussion, sie machen etwa 0,9 Prozent der Fläche des Verbandsgebietes aus. Die größte zusammenhängende Fläche mit 870 Quadratkilometern liegt in der nördlichen Wetterau bei Rockenberg, Münzenberg und Wölfersheim.
„Das sind die Argumente, die wir nach einer ersten groben Sicht aller Stellungnahmen herauskristallisieren konnten. Das sagt aber noch nichts über die weitere Vorgehensweise oder einen neuen Plan aus“, erklärt Simon. Die Verwaltung werde jetzt bis zum Herbst jede einzelne Stellungnahme sorgfältig abwägen. Das Ergebnis wird dann der Verbandskammer zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt. „Erst dann haben wir wieder einen neuen Plan mit Windvorrangflächen.“ Dieser neue Plan, der dann Entwurf genannt wird, wird abermals ausgelegt, vermutlich im Frühjahr nächsten Jahres. Im Spätherbst 2015 soll der Teilplan Erneuerbare Energien endgültig verabschiedet werden.
Windige Windvorranggebiete, 7. April 2014
Widerstand gegen Windkraft, 4. April 2014
”Wir wollen Windräder”, 31. März 2014
Wohlstand durch Windkraft, 12. März 2014
Reizthema Windkraft, 5. März 2014