Solange Verkehr fließt, müssen wir uns nicht mit der Ödnis beschäftigen
Nissens Woche – die neunte
Die Bundesstraße wird verlegt – bald können wir unseren Ort lebenswerter machen. Aber schaffen wir das? Eigentlich ist uns dieses Dorf schnurzpiepegal. Wir haben ja Alternativen.
Haben Sie mich vermisst? Ich meine: diese Kolumne? Hoffentlich! Ich war mal weg. Den Winter verkürzen in einem Land, das so warm ist, dass man nachts kein Bettlaken über sich erträgt. Was dazu führt, dass die Moskitos freie Bahn haben und das auch gründlich ausnutzen. Kein Zedan, kein Autan, auch ayurvedische Essenzen schützen einen nicht vor juckenden Stichen. Am schlimmsten sind die Sandflöhe, die wochenlang….
Plädoyer gegen Gewaltkonsum, Paffen im Winter – und gegen den ARD/ZDF-Beitragsservice
Nissens Woche – die zweite
Idioten gibt es überall. Große und kleine. Ein kleiner sitzt gerade vor dem Computer und schreibt diesen Text. Er hat einen Schal um den Hals, schnieft und schluckt unter Schmerzen. Er glaubte allen Ernstes, dass die aktuelle Erkältungswelle ihm nichts anhaben könne. Weil er doch jeden zweiten Tag joggt, sich halbwegs gesund ernährt und nur noch die letzten zwei Zigarren wegpaffen will, um sich das Rauchen dann endgültig abzugewöhnen. Nun war die Sitzung auf der winterlichen Terrasse recht kühl und zugig.
In diesem Jahr ändert sich das Vorzeichen. Schon 2014 habe ich so manchen sechzigsten Geburtstag mitfeiern müssen. Jetzt ist der Jahrgang 1955 fällig.
Nun ja, wir haben uns nicht schlecht gehalten. Uwe geht morgens gegen sechs ins Fitness-Studio und danach zur Arbeit. Er behauptet, dass er das regelrecht vermisse, wenn er mal ein paar Tage weg ist.
Was ist eigentlich das Wichtigste im Leben? Eddi weiß es genau
Nissens Woche – die zweiundfünfzigste
Am Dienstag gegen elf trat Eddi in mein Leben. Er überquerte die Schwelle und schaute mich nicht an. Sein Blick wanderte über den Boden. Ich war für ihn nur ein Gegenstand in dieser Wohnung – was mich tatsächlich ein wenig ärgerte. Die Gerüche fand er viel interessanter. Hörbar zog er die Luft durch die Nase und steckte seinen Kopf in jede Ecke. Dabei wirbelte er die Staubteufel auf. Meine Liebste hatte geraten, erst nach Weihnachten sauber zu machen. Denn Eddi und später auch Cosmo würden eh einigen Dreck hinein tragen, den wir dann hinauskehren könnten.
Sprechen wir über Probleme. Wenn ich sie ernst nehme, steht da immer ein Riesen-Berg vor mir. Die eigenen Problem-Neuzugänge dieser Woche wären mir schon genug: Wo kann ich Nachschub-Filtertüten für den Sebo-Staubsauger X/C/370 kaufen? Woher nehme ich das viele Geld für meine neue Zahnkrone unten links? Und warum, zum Teufel noch mal, lässt mich das frisch installierte Fotoprogramm Picasa nicht in Ruhe all jene Fotos aussuchen, die ich vom Ipad auf den PC übertragen will? Stattdessen kopiert es in einem Wahnsinnstempo los, macht dann aber bei Bild 71 schlapp und beendet das Programm. Die FAQ-Seite im Netz zeigt mir, dass viele, viele andere Menschen ähnliche Probleme mit Picasa haben.
Einstein lehrte uns, dass Materie und Energie zwei Zustände der selben Sache sind. Alles ist relativ. So hat Amüsantes zum Beispiel fast immer eine ärgerliche Seite. Und umgekehrt.
Was bleibt von so einer Woche hängen? Eher das Negative, Problematische: Die Lesung von Sven Regener, die Musik der Editors beim „Rolling Stone Weedender“ am Weißenhäuser Strand war ja ganz nett – aber die ganze Zeit zwickten mich die verspannten Muskeln am linken Schulterblatt. Dann ist alles Mist.
Es geht um Hakenmangel, Halsweh, Indutiomarus, Westafrika und den Kalten Markt
Diese Woche mache ich es mir einfach. Ich teile sie in Gut und Schlecht ein. Das ist leicht zu kapieren und attraktiv für Leserinnen und Leser. Die stehen ja angeblich auf klare Kante und verachten das Einerseits-andererseits. Wie sagte neulich Joachim Braun, der klarsichtige Chefredakteur des Nordbayrischen Kuriers? „Bindung gibt es ja nur, wenn man Emotionen hat, indem man die Zeitung entweder mag oder nicht, man ärgert sich oder man ärgert sich nicht. Wenn einem etwas gleichgültig lässt, dann hat es keine Bedeutung, und deswegen brauchen wir Emotionen und deswegen müssen wir uns von einer kühlen Art der Berichterstattung verabschieden, wie sie viele Jahrzehnte Usus war.“
Regelmäßige Rituale sind was Feines. Sie vermitteln Sicherheit und produzieren Vorfreude. Zum Beispiel auf die Hesselbach-Folge am späten Donnerstagabend. Freitags verspüre ich Vorfreude auf die Heute-Show. Jeden Tag freue ich mich auf das Sudoku in der Zeitung. Manchmal auf die Corona nach dem Mittagessen. Das ganze Jahr über auf die Apfelernte im Oktober. Ich freue mich sogar auf das Laubkehren im November. Wieder ein Jahr in Anstand verlebt.