Sinto-Jazz in Wilhelmsbad
Von Ursula Wöll
Sinto-Jazz vom Feinsten: Vano Bamberger und Band spielen am Freitag, 20. Februar 2015, im Comedienhaus Wilhelmsbad. Schon der Veranstaltungsort ist eine Reise wert.
Vano Bamberger und Band
Im November letzten Jahres erhielten Vano Bamberger und seine Band den Kulturpreis 2014 des Main-Kinzig-Kreises, weil ihre Musik einen „wertvollen Beitrag zur Kultur der in Deutschland lebenden Sinti“ darstellt. Der Sinto-Gitarrist lebt seit vielen Jahren in Hanau und bedankt sich nun dafür mit einem ‚Heimspiel‘. Am 20. Februar gibt es im Comoedienhaus Wilhelmsbad unter dem Motto „Swing aux voyageurs“ Sinto-Jazz vom Feinsten zu sehen und zu hören. Veranstalter ist der Kulturverein Hanau eV.
Vano Bamberger ist nicht nur Gitarrist, sondern auch Komponist und Arrangeur. Mit seiner Solo-Gitarre scheint er eine Einheit zu bilden, dabei hat er nie Musik studiert. Er lernte das Spiel von seinem Großvater, ganz ohne Noten. Früher war die Großfamilie Bamberger viel auf Reisen, zog von Ort zu Ort. Damals wird sie neben Neugier auch das Misstrauen der Ansässigen erfahren haben, so in der Art: „Hol die Wäsche von der Leine, die Zigeuner kommen“. Die Reisen führten oft nach Frankreich und andere romanische Länder. Deren Kultur prägten den jungen Vano stark, was heute in seiner Musik nachklingt, die auch an Django Reinhardt erinnert. Sie drückt Lebensfreude, aber auch Melancholie aus. Das Ensemble besteht neben Vano Bamberger aus seinem Bruder Terrangi und seinem Sohn Donani, alles Gitarristen, sowie dem Klarinettisten Jerry Senfluk und Antonin Sturma am Contrabass.
Schade, dass das Konzert am 20. Februar erst um 20 Uhr beginnt, wenn es schon dunkel ist. Denn auch die Anlage Wilhelmsbad ist eine Besichtigung wert. Sie hat sich weitgehend so erhalten, wie sie der Erbprinz Wilhelm ab 1777 aus dem Boden stampfte. Die Gelder stammten aus der „Vermietung“ Kasseler und Hanauer Untertanen als Soldaten an den englischen König. Für diesen sollten sie die aufmüpfigen Amerikaner zur Raison bringen. Man schätzt die Zahl auf 16000 Kasselaner und 2400 Hanauer, von denen weit über ein Drittel die Heimat nicht wiedersah, weil sie gefallen, an Krankheiten gestorben oder auch desertiert waren. Als dann Vater Friedrich starb, zog Wilhelm als dessen Nachfolger nach Kassel um, so dass das rege gesellschaftliche Leben in Wilhelmsbad erlosch. Über dieses Kurleben der höheren Stände unterrichtet uns Freiherr von Knigge, ja der, der das Buch „Vom Umgang mit Menschen“ schrieb, das leider auf Benimmregeln reduziert wurde. Knigge hielt sich 3 Jahre am Hanauer Hof auf und berichtet auch über den Bau des Comoedienhauses in der damals modischen Briefform an eine fiktive Freundin.
Alles läuft ins Wilhelmsbad
Der Herrscher Wilhelm hatte den Bau des Comoedienhauses Januar 1781 in Auftrag gegeben, und bereits im Juli 1781 wurde es bespielt! Dazu Knigge: „Sie werden sich nicht wundern, wenn ich Ihnen sage, dass die Zahl der Arbeiter meistens aus sieben, manchmal auch aus acht Hunderten bestehe.“ An anderer Stelle heißt es in dem vom Verlag CoCon neu aufgelegten Knigge-Buch über den damaligen Kurbetrieb : „Alles, was nur ein bisschen Pferde und Füße hat, fährt, reitet, läuft, geht oder hinkt in das Wilhelmsbad.“
Zum Sinto-Jazz im Comoedienhaus am 20. Februar kann man Auto, Zug oder Bus nehmen. Karten gibt es ab 18 Euro unter der Ticket- Hotline 069-1340400.