Eddi von und zu Schluck

Was ist eigentlich das Wichtigste im Leben? Eddi weiß es genau

Nissens Woche – die zweiundfünfzigste

Klaus

Am Dienstag gegen elf trat Eddi in mein Leben. Er überquerte die Schwelle und schaute mich nicht an. Sein Blick wanderte über den Boden. Ich war für ihn nur ein Gegenstand in dieser Wohnung – was mich tatsächlich ein wenig ärgerte. Die Gerüche fand er viel interessanter. Hörbar zog er die Luft durch die Nase und steckte seinen Kopf in jede Ecke. Dabei wirbelte er die Staubteufel auf. Meine Liebste hatte geraten, erst nach Weihnachten sauber zu machen. Denn Eddi und später auch Cosmo würden eh einigen Dreck hinein tragen, den wir dann hinauskehren könnten.

Was ist eigentlich das Wichtigste im Leben? Eddi weiß es genau

Cosmo kam mit unseren Freunden zum Heiligabend. Er ist doppelt so groß wie Eddi, und wir waren gespannt, ob sich die beiden vertragen würden. Zunächst ein gemeinsamer Spaziergang, damit keiner von beiden einen Heimvorteil hatte. Eddi war nicht begeistert, er blaffte den schwarzhaarigen Kerl immer wieder an. Cosmo ließ sich nicht beirren. Er schnüffelte an Eddis Hinterteil, jaulte ungeduldig und versuchte, Eddi zu besteigen. Was dem überhaupt nicht gefiel. Eddi war kastriert. Das gab trotzdem keinem das Recht, ihn wie ein Weibchen zu behandeln. Wir glätteten den Konflikt mit einem Willkommens-Schmaus. Jeder bekam eine stinkende Schweineschwarte. Ja – Weihnachten!

Eddi von und zu Schluck
Der Beagle Eddi ist zwar verfressen, aber auch duldsam. Von Tobias lässt er sich fast alles gefallen. (Foto: Nissen)

Der Beagle Eddi ist zwar verfressen, aber auch duldsam. Von Tobias lässt er sich fast alles gefallen. (Foto: Nissen)

Wir Erwachsenen schenken uns nichts. Das erspart uns einigen Stress. Andererseits muteten wir uns im Advent den einen oder anderen Weihnachtsmarkt zu. Weil wir Besuch hatten und der neunjährigen Pia etwas bieten wollten. Am Sonntag im dunklen, patschnassen Bad Nauheimer Kurpark, eingekeilt zwischen Weihnachtsmarktbesuchern, schoben wir uns ewig dem heißen Apfelwein der Roten Pumpe entgegen. Das Sortiment der Buden links und rechts war vor lauter Leuten nicht zu erkennen. Ich hätte hier einen Stand anmelden müssen und wäre all den Krempel vom Dachboden losgeworden! Noch nie, nie, nie habe ich auf einem Weihnachtsmarkt etwas Brauchbares kaufen können. Nun ja, Pia war zufrieden. Sie fand eine glitzernde rote Strickmütze, während wir nichts mehr zu essen bekamen, weil den Fressbuden die Vorräte ausgegangen waren. Nur die eklig riechenden Fleischspieße gab es bis zum Schluss. Wir fuhren heim und verlängerten die Suppe vom Vortag. Pia hatte Lust zu spielen, und so wurden wir zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren wieder Scotland Yard auf der Jagd nach Pia alias Mister X. Natürlich hat sie gewonnen.

Bis zum ersten Feiertag blieb Eddi unser Gast. Er schlief auf einer Decke im Wohnzimmer, bekam dreimal am Tag Ausgang und schleckte zwischendurch sämtliche Krümel vom Boden. Ich konnte nichts Adliges an ihm entdecken, obwohl er ein Von und Zu mit eindrucksvollen Papieren ist. Eddi hat nichts Kultiviertes an sich. Er interessiert sich nur fürs Fressen. Beim Frühstück am Mittwoch flutschte mir leider ein großes Stück Ziegenkäse aus der Hand. Es landete auf dem Teppich. Eddi war sofort zur Stelle, und ich hatte einige Mühe, ihm das Pfund Käse zu entreißen. Meiner Schwiegermutter stahl er später die Hustenbonbons aus der Tasche und fraß sie samt Einwickelpapier auf. Vom Hörensagen weiß ich, dass Eddi sogar auf Meisenknödel scharf ist. Er hat nicht einmal Magenkrämpfe bekommen, bevor er das gelbe Plastiknetz ausschied, in dem der Knödel verpackt war. Ich wollte herausfinden, ob ihm irgendetwas nicht schmeckt. Und weiß nun: Nur Ananas-Herzen und Kaffeebohnen verschmäht er.

Beim Familientreffen am ersten Feiertag ist Eddi von und zu Schluck wieder zu seinen eigenen Leuten gekommen. Ich genieße es nun, den Biomüll-Eimer unbewacht herumstehen zu lassen – sogar ohne Deckel. Andererseits war es auch ganz nett mit Eddi. Irgendwie lebendiger. „Na?“ fragte Neffe Tobias (13 ½) beim Familientreffen mit lauerndem Blick: „Euch hat es doch gefallen, oder? Wollt Ihr Euch jetzt nicht doch wieder einen eigenen Hund anschaffen?“ Meine Frau zog eine Schnute. Das konnte alles heißen. Ich verneinte entschieden.

Wer weiß, was 2015 noch alles auf uns zukommt. Ich wünsche allen, die dies lesen, einen guten Rutsch. Und genau das, was sie mir wünschen.

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