Warum Busfahren viel spannender ist, als im Auto herumzukurven
Nissens Woche – die vierundvierzigste
Wer sich nur mit dem Auto durchs Land bewegt, verpasst eine Menge. Er gleitet im Komfortpanzer durchs Land, hört hr3, riecht nicht die Gülle auf den Feldern und sieht nicht mal die toten Igel und Katzen am Fahrbahnrand. Ich bin momentan viel per Bus unterwegs – das hat was. Es bringt Spannung in den Alltag. Und ich lerne interessante Menschen kennen.
Es geht um Hakenmangel, Halsweh, Indutiomarus, Westafrika und den Kalten Markt
Diese Woche mache ich es mir einfach. Ich teile sie in Gut und Schlecht ein. Das ist leicht zu kapieren und attraktiv für Leserinnen und Leser. Die stehen ja angeblich auf klare Kante und verachten das Einerseits-andererseits. Wie sagte neulich Joachim Braun, der klarsichtige Chefredakteur des Nordbayrischen Kuriers? „Bindung gibt es ja nur, wenn man Emotionen hat, indem man die Zeitung entweder mag oder nicht, man ärgert sich oder man ärgert sich nicht. Wenn einem etwas gleichgültig lässt, dann hat es keine Bedeutung, und deswegen brauchen wir Emotionen und deswegen müssen wir uns von einer kühlen Art der Berichterstattung verabschieden, wie sie viele Jahrzehnte Usus war.“
Regelmäßige Rituale sind was Feines. Sie vermitteln Sicherheit und produzieren Vorfreude. Zum Beispiel auf die Hesselbach-Folge am späten Donnerstagabend. Freitags verspüre ich Vorfreude auf die Heute-Show. Jeden Tag freue ich mich auf das Sudoku in der Zeitung. Manchmal auf die Corona nach dem Mittagessen. Das ganze Jahr über auf die Apfelernte im Oktober. Ich freue mich sogar auf das Laubkehren im November. Wieder ein Jahr in Anstand verlebt.
Gibt es in Deutschland eine „Zensur ohne Schere“? Diese Frage stellt
der Club Voltaire in Frankfurt bei einer Diskussion mit dem ehemaligen FR-Chefredakteur Wolfgang Storz am Donnerstag, 25. September, ab 20 Uhr an der Kleinen Hochstraße 5.
Der Wetterauer Landbote erinnert an den Hessischen Landboten. In diesem und den beiden folgenden Teil unserer Serie stellen wir Friedrich Ludwig Weidig vor, Mitautor des Hessischen Landboten. Am 4. Oktober begeben wir uns mit drei Führungen und einer Radtour auf die Spuren des Hessischen Landboten und seiner Protagonisten.
Nur wenige schaffen es, bis 65 und noch länger kreativ und verspielt zu bleiben. Martin Schnur hat diese Gabe. Dem 1948 geborenen Liedermacher, Bastler und Autor fallen immer noch Dinge ein, auf die kein anderer je verfallen ist.
Zum Beispiel der „Fleeschter Pflasterstein-Blues“. Als Solo mit Gitarre sang ihn Schnur am 6. September als Dank für die Verleihung des Wetterauer Kulturpreises im urtümlichen Saalbau Lux zu Florstadt, wo einst die Pflasterer wohnten:
Im Dezember 2013 berichtete der Wetterauer Landbote zuletzt über das Kinderhaus in Budhanilkanta bei Kathmandu in Nepal. Damals bat der Bad Nauheimer Verein um Geld für eine Solarstrom-Anlage. Denn das öffentliche Netz bricht oft zusammen, und Diesel für den Generator wird immer teurer.
Der Banker Michael Dehl über die Mär vom fleißigen Sparer und faulen Schuldner
Am Sonntag, 2. März, ab 11 Uhr im Naturfreunde-Haus Niederrad, Am Poloplatz 15
Wir alle brauchen Geld. Ohne Geld kein Essen, keine Wohnung, kein Nichts. Aber kaum einer weiß, was Geld ist, wie es hergestellt wird. Alle reden von den fleißigen Sparen und über die faulen Schuldner. Aber so gut wie niemand weiß, dass ohne Schuldner kein Geld existieren würde. Viele fordern, dass die Schulden, vor allem die Staatsschulden, reduziert werden müssen. Doch nur wenige realisieren, dass dann auch im selben Maße Vermögen verringert werden müssen. In seinem Vortrag wird Michael Dehl versuchen, in lockerer Weise Einblicke in die Themen Geld(-schöpfung), (Staats-)schulden, Zinsen und Umverteilung zu geben.
Auf Einladung der Naturfreunde Frankfurt spricht Michael Dehl. Er war bis zum Januar 2013 langjähriger Vorsitzender der SPD Höchst. Dehl ist bei einer großen Bank beschäftigt, gilt als Finanzexperte und kurzweiliger Vortragender.
Der Bau des dritten Flughafen-Terminals stößt auf eine bürgerliche Widerstandswelle
Von Klaus Nissen
Den Bannwald-Status hat der Treburer Oberwald schon verloren. Bald sollen sechs Hektar davon gerodet werden, damit eine Abfahrt von der A5 zum künftigen Terminal 3 an der Flughafen-Südseite entstehen kann. Dagegen protestierten am 2. Februar mehr als tausend Anwohner – mit Kaffee, Kuchen und einem politischen Waldspaziergang. Eine neue Protestwelle steht vielleicht bevor.
„Ebe langt’s!“ hat ein Flughafengegner auf sein kleines Protestschild geschrieben. Ein älterer Mann. Er geht wie tausend andere eher bürgerlich wirkende Senioren und Familien am Sonntagnachmittag unter ein satirisches Robin-Wood-Transparent („Wir nehmen Ihrer Zukunft das Zuhause“) hindurch auf einen Waldweg. Neben der Autobahn-Ostseite, da, wo die Straße von Neu-Isenburg auf das frühere Cargocenter leitet, besitzt die Gemeinde Trebur etliche Hektar Wald. Den soll sie abgeben, weil das Gelände für die Zufahrt zum künftigen Airport-Terminal 3 gebraucht wird. Sechs Hektar wollen das Land und die Stadt Frankfurt als Fraport-Eigner roden lassen. Die Treburer weigern sich aber. „Wir lassen uns auf diesen Kampf ein“, ruft die Gemeindevertreterin Barbara Fuchs durchs Megafon. Auch Bürgerinitiativen aus Nauheim, Walldorf, Groß-Gerau und Rüsselsheim haben zum Protestspaziergang aufgerufen. „Wir brauchen hier den Wald“, sagt Jan Wunderlich von der Treburer Bürgerinitiative. Es sei nicht akzeptabel, den im Rhein-Main-Gebiet nur noch 15prozentigen Waldanteil weiter zu reduzieren. Zumal nur wenige Kilometer südlich weitere 80 Hektar Wald fallen sollen, damit die Firma Sehring ihre Kiesgruben ausweiten könne. Bis 2020 soll die Passagierzahl von von 58 auf 91 Millionen wachsen
Das dritte Terminal soll laut Planung vier lange Finger bekommen, an denen fast 50 Flugzeuge parallel andocken können. Bis 2020 soll demnach die Zahl der jährlichen Flugbewegungen von 471 000 auf 744 000 wachsen. Fraport will statt 58 Millionen dann 91,6 Millionen Passagiere abfertigen und den Luftfrachtanteil von 2,1 auf 3,7 Millionen Tonnen erhöhen.
Alles Mumpitz – das dritte Terminal werde nicht gebraucht, meint Dirk Treber von der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms. Gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und den Naturfreunden sei man der Ansicht, dass die Zahl der künftigen Flugbewegungen eher zurückgehen werde. „Deshalb ist es unsinnig, hier Bannwald zu roden.“ Allerdings liegen an diesem sonnigen Februarsonntag schon jede Menge gerader alter Buchenstämme am Waldweg zur Abfuhr bereit. Es stehen noch Eichen, Kiefern und Lärchen. Möglicherweise nicht mehr lange. Neben dem Lindwurm der Spaziergänger üben bereits einige behelmte Mitglieder von Robin Wood, wie man auf die Bäume steigt und sie besetzt.
Kampf um den Wald
Ganz normale Leute protestierten am 2. Februar gegen weitere Waldrodungen am Flughafen
Eine Demonstrantin und ihre Botschaft. Weder Flughafen-Vertreter noch Polizisten begleiteten die Demo.
Informationsabend am 7. Februar im Frankfurter Café Wiesengrund
Gewaltbereite Rechte gibt es in Hessen nicht nur in Allendorf (Lumda) oder in Leun. Nazis sind auch im Herzen des Rhein-Main-Gebiets aktiv. Bei der Wetterauer Landratswahl am 19. Januar erhielt der NPD-Mann Stefan Jagsch zwei Prozent der Wählerstimmen. Im Kreistag und in den Parlamenten von Büdingen und Wölfersheim sitzen NPD-Leute. Rund 1300 Aktive zählt der Hessische Verfassungsschutz – etwa 400 von ihnen gelten als mögliche Gewalttäter.
Wer sind diese Leute, was treiben sie? Wie suchen sie Sympathisanten? Antworten darauf geben zwei Kenner der Szene. Der Journalist der Frankfurter Rundschau Hanning Voigts und der DGB-Jugendbildungsreferent Sascha Schmidt berichten mit Bild- und Filmbeispielen, wie sie die extreme Rechte erleben und wie sie kommunizieren. Das Hauptmedium ist nicht mehr die Nationalzeitung, auch wenn die noch immer wöchentlich erscheint. Facebook, Youtube und Twitter sind die Medien der jüngeren Nazi-Generation.
Die Journalistengewerkschaft dju Hessen und der DGB-Stadtverband Frankfurt laden zu diesem Informationsabend am Freitag, den 7.Februar um 19 Uhr im Café Wiesengrund (Am Weingarten 14) in Frankfurt ein.
Nach der Präsentation freuen sich die Veranstalter auf eine Diskussion mit dem Publikum. Gibt es Handlungsbedarf? Sollte man den Nazis nicht auch in ihren eigenen Medien Paroli geben – und wie?
Der Eintritt ist frei. Zur besseren Planung bitten die Veranstalter um eine kurze Anmeldung per Mail an anja.willmann@connexx-av.de oder telefonisch 069-25691524.
Kein Zutritt für Rechtsradikale
Von der Veranstaltung ausgeschlossen sind Personen, die neonazistischen Parteien oder Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind.