Fliegen ist billiger

Teure Bahnfahrt von Butzbach nach Frankfurt

Von Anton J. Seib

Buchmessen-Zeit. Da fahre ich hin. Am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist bequem, schont die Umwelt und die Nerven. Ich wohne in Rockenberg. Zum Bahnhof nach Butzbach zur vereinbarten Zeit mit Kollegen fährt kein Bus. Also lasse ich mich von der besten Hälfte der Welt mit dem Auto zum Bahnhof fahren.

Dort empfängt mich ein heruntergekommenes Gebäude und ein Fahrkartenautomat, der mir eine Nachricht aufs Display schreibt, die mich schier umhaut. Ich soll als Fahrpreis von Butzbach zur S-Bahn-Haltestelle Frankfurt-Messe 21.50 Euro berappen! Für eine Strecke von rund 45 Kilometern, so zumindest die Angabe einschlägiger Automobil-Routenplaner. Aber immerhin hin und zurück, das muss ich fairerweise hinzufügen. Ich habe zähneknirschend gezahlt, bin bequem hin- und zurückgefahren worden, das räume ich ein.

Am Abend habe ich im Internet ein bisschen herumgegoogelt. Fliegen ist billiger. Hier eine Auswahl meiner Ergebnisse:

Für Flugreisen von Hahn mit Ryan Air hätte ich nach Cagliari, nach Göteborg, Bergamo, Montpellier, Oslo, Pescara, Rijeka, Barcelona, Stockholm und Treviso jeweils schlappe 14.99 Euro gezahlt. In Worten vierzehneuroneunundneunzig. Keine 15 Euro, keine 20 Euro und schon gar nicht 21.50 Euro.

Und dann habe ich ein Angebot auf der Homepage der Deutschen Bahn entdeckt: „Egal wohin. Immer entspannt. Mit dem Sparpreis ab 29 Euro. Neu: In der 1. Klasse reisen Sie ab 39 Euro – unter 250 km schon ab 29 Euro!“

Mag sein – aber nicht von Butzbach zur Frankfurter Buchmesse mit der S-Bahn.

Tschechow und Synge an einem Abend auf einer Bühne

„Die Nacht vor der Verhandlung“ sowie „Die Nebelschlucht“

Die Spielbühne Wehrheim/Theatergruppe Friedrichsdorf bringt Tschechow und Synge an einem Abend auf einer Bühne. ‚The Shadows of the Glen’, ein Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend Irland-geprägter Musiker, wirken mit.

Auf den ersten Blick mag es befremdlich erscheinen, die beiden Theaterdichter Anton Tschechow und John Millington Synge in einem Aufführungsabend zu vereinen. Zwei Große ihres Handwerks, die weit voneinander entfernt gelebt und geschrieben haben. Und doch: Zeitgenossenschaft eint sie, zwei Lebensläufe die vom ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert geprägt sind. Beide haben unter den gesellschaftlich Ärmsten, den Bauern, gelebt, beide haben sich für politische Veränderungen eingesetzt, beide sind dichtend berühmt geworden.

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Die Einakter„Die Nacht vor der Verhandlung“ sowie „Die Nebelschlucht“ – von Akteuren der Spielbühne Wehrheim/Theatergruppe Friedrichsdorf zur Darstellung gebracht – leben ganz aus dem Wort. Sowohl Synge als auch Tschechow haben aufgespürt, was jenseits des sprachlichen Alltags wächst. Es ist eine kaum ausdeutbare Welt von Wünschen, Täuschungen, jähen Erkenntnissen.

„Die Nacht vor der Verhandlung“ ist ein frühes Stück des russischen Dramatikers, unvollendet, einer gleichnamigen Erzählung nachgebildet. Tschechow schafft ohne Umwege eine Situation, die Komik und Tragik in sich birgt. Schon in diesem frühen Fragment ist er ganz bei sich: Menschen, die sich wie nebenbei selbst entlarven, aus stolzer Höhe in die Lächerlichkeit stürzen, um Würde ringen.

Eine Darstellerriege spielt sich mit Bravour hinein in die russische Poststation: Laura Flügel, Kevin Velte, Peter Fischer und Rainer Henrici.

„Die Nebelschlucht“ wurde vor 110 Jahren uraufgeführt und gilt als erste Arbeit von John M. Synge. Was hier humoristisch aufgeladen erscheint, ist grundiert von harter Realität. Wie bei dem russischen Kollegen ist auch hier spürbar, was ein Kritiker mit „Brisanz der gesellschaftlichen Dynamik“ umschrieb. Auf beispiellose Weise verknüpft der irische Schriftsteller erlebte Wirklichkeit mit phantastischer Volksüberlieferung. Selten sind Theaterstücke so reich an Bildkraft und vorchristlicher Symbolik. In seinem Vorwort zum „Held der westlichen Welt“ heißt es: „Als ich vor einigen Jahren ‚The Shadow of the Glen’ schrieb, bekam ich mehr Hilfe, als jedwede Gelehrsamkeit mir hätte gewähren können, durch den Spalt im Fußboden eines alten Hauses in Wicklow, in dem ich wohnte, der mich hören ließ, wovon sich die Dienstmädchen in der Küche unterhielten“.

Neben Anette Quentel als Nora Burke spielen in der „Nebelschlucht“ die sturmerprobten Synge-Darsteller Frank Hammen, Markus Rühl und Olaf Velte.

Mitreißend gestaltet wird der Abend von ‚The Shadows of the Glen’, einem Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend Irland-geprägter Musiker. Unter der Leitung von Gerd Lübke wird die Totenfeier auf den einsamen Hügeln zu einem Fest des Lebens.

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Anton Tschechow (1860 bis 1904) und John Millington Synge (1871 bis 1909) sind jung gestorben. Der Ire verließ die Welt mit 38 Jahren, sein russischer Dichterkollege wurde sechs Jahre älter.

Aufführungsdaten:

26. 10. Forum Friedrichsdorf / Köppern; 20 Uhr
2.11. Freilichtmuseum Hessenpark, Scheune Oberweser; 20 Uhr
3.11. Freilichtmuseum Hessenpark, Scheune Oberweser; 18 Uhr
23.11. Bürgerhaus Wehrheim; 20 Uhr

Friedberger Kaserne soll Wohngebiet werden

Zwei Investoren wollen Konzepte vorlegen

Von Klaus Nissen

Die ehemalige US-Kaserne Ray-Barracks in Friedberg könnte zum attraktiven Wohngebiet am Südhang der Kreisstadt werden. Zwei Investoren wollen bald Konzepte für das 76 Hektar große Areal vorlegen. Die Kaserne ist berühmt, weil hier einst der Rock’n’Roll-König Elvis Presley seinen Wehrdienst leistete. weiter lesen

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Seit fünf Jahren sind in den Ray-Barracks die Lichter aus. Im Winter werden die gut  60 Gebäude der früheren US-Kaserne nicht beheizt, das Wasser ist abgestellt. Das Gras wuchert kniehoch auf dem einst sorgfältig gepflegten Rasen. (Foto: Klaus Nissen.)

Kaninhop – Sport oder Tierquälerei ?

Während des Friedberger Herbstmarktes mussten Kaninchen hoppeln

Von Petra Zeichner

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Fotos: Petra Zeichner (zum Vergrößern anklicken)

Kaninhop ist eine Sportart, die aus Skandinavien nach Deutschland herübergeschwappt ist. Mittlerweile gibt es Landes- und Europameisterschaften in der Disziplin der Langohren. Auf dem Friedberger Herbstmarkt am Sonntag, 15. September, sind die meisten an der Leine gelaufen. Dabei haben die Hoppler ein Brustgeschirr getragen, kein Halsband. Die geübtesten unter ihnen folgten dem Parcours auch ohne Leine, nur durch ein „Hopp!“ oder Zungenschnalzen der Besitzer angetrieben.

Unter Tierschützern ist diese Sportart unbeliebt. Peta zum Beispiel hält sie für Tierquälerei, weil sie nicht artgerecht sei. Die Kaninhopbeauftragte des Kaninchenzüchtervereins Büdingen hingegen sagt, dass das Springen in der Natur der Kaninchen liege und man diesen natürlichen Trieb nur in geregelte Bahnen lenken würde.

Schlechte Apfel-Ernte

Es sieht nicht gut aus auf den Wetterauer Streuobstwiesen

Von Klaus Nissen

Die diesjährige Apfel-Ernte wird unter dem Durchschnitt liegen, prophezeit Werner Margraf vom Obst- und Gartenbauverein in Ockstadt.  Denn der Mai war zu dunkel. „Das Licht ist wichtig für die Entwicklung des Fruchtansatzes. Der Mai hat durchschnittlich 160 Sonnenstunden. Aber in diesem Jahr waren es nicht einmal halb so viele.“ weiter lesen

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Dieser alte Apfelbaum in Wöllstadt wird nicht mehr lange Äpfel tragen. Auf der Obstwiese wächst Gestrüpp, neue Obstbäume werden nicht gepflanzt. Foto: Klaus Nissen

Wie Wetterauer in Zukunft überleben

Info-Reihe über ein naturverträglicheres Leben

Von Klaus Nissen

Niddatal. Nur mit einem einfacheren Lebensstil werden die Menschen die nächsten Jahrzehnte überstehen – das ist die Überzeugung vieler Fachleute. Wie das geht, zeigt die  Assenheimer Umweltwerkstatt Wetterau in der Veranstaltungsreihe „Wetterau im Wandel“. Die Herstellung fruchtbarer Schwarzerde mit Mikroorganismen erläutert Marko Heckel am 17. September ab 20 Uhr in der Bad Nauheimer Waldorfschule. In der Bäckerei der Lebensgemeinschaft Bingenheim kann man am 21. September ab 10 Uhr lernen, schmackhaftes Brot selbst zu backen. Wie man Früchte und Gemüse haltbar macht, zeigt Andrea Hauck von der Evangelischen Familienbildungsstätte am 28. September ab 9.30 Uhr in der Alten Wäscherei am Bad Nauheimer Goldstein. Der Journalist und Umweltschützer Franz Alt erklärt am 1. November ab 20 Uhr in der Friedberger Stadthalle, warum die Energiewende eine Chance für die Menschen sei. Eintritt: fünf Euro. Und wie man einen ohne Geld funktionierenden Tauschring organisiert, ist am 15. November ab 20 15. November ab 20 Uhr im Alten Rathaus von Assenheim zu lernen.
Details über „Wetterau im Wandel“ stehen auf der Webseite der Umweltwerkstatt Wetterau.

Ovag zahlt später für Solarstrom

Stromversorger ändert ab Januar 2014 die Abrechnungs-Regeln

Von Klaus Nissen

Friedberg. Dieser Sommer ist prima für die Solarstrom-Lieferanten. Aus klarem Himmel strahlt die Sonne viel länger als in den vergangenen Jahren auf die Wetterauer Hausdächer. 670 Kilowattstunden Strom lieferten die 27 Solarpanels auf dem Dach einer Wöllstädter Hausbesitzerin im Juli. Vor einem Jahr waren es 565 Kilowattstunden, im Juli 2011 gar nur 472. Auch dieser August erfreut die Besitzer der Mini-Ökokraftwerke. Schon seine ersten drei Wochen lieferten mehr Kilowattstunden als der ganze August 2010.

Doch die gute Stimmung ist verflogen. Die schlechte Nachricht kam per Post. Er werde ab Januar 2014 die Vergütung für den Solarstrom künftig erst zum 15. des Monats überweisen, teilte der kommunale Stromversorger Ovag den rund 8000 Solarstrom-Produzenten in den Kreisen Wetterau, Gießen und Vogelsberg mit. Bisher kamen die meist dreistelligen Summen gut eine Woche nach Monatsbeginn auf die Konten.

Zusätzlich werden die monatlichen Abschläge so geändert, dass die Solarstrom-Lieferanten einen Teil ihres Geldes später bekommen. Bisher überweist die Ovag gleiche Raten an den jeweiligen Besitzer eines Hausdach-Sonnenkraftwerkes. Das wird ihr zu teuer. Denn im Januar und Februar schicke die schwache Sonne nur wenig Solarstrom ins Netz, erläutert Ralf Kissner von der Ovag Netz AG. Die Ovag zahle aber, als ob im Januar ein Zwölftel der ganzen Jahresmenge an Strom anfällt. Das sei für das Unternehmen „eine Vorfinanzierung in Höhe mehrerer Millionen Euro“, so Kissner.

Fortan überweist die Ovag jeden Monat andere Beträge, errechnet aus dem Durchschnitt aller im jeweiligen Monat tatsächlich gelieferten Strommengen. Dann könne sie im Januar nur mit etwa 30 statt bisher 200 Euro rechnen, klagt die Wöllstädterin mit den 27 Solar-Panels.

Probleme wird die neue Abrechnungsregel auch jenen Strom-Produzenten bringen, die ihre tausende Euro teuren Solaranlagen per Bankkredit finanziert haben. Die Banken bestehen auf  Zins und Tilgung in gleich bleibenden Raten. Dass die Sonne im Januar kaum scheint, ist ihnen herzlich egal.

7. Wickstädter Kunstfest

Ein tolles Fest mit Dusche

„Ist das schön hier.“ „Gar keine Hektik, alles in Ruhe.“ „Ein wunderbares Gelände und so viele Kunstrichtungen.“ Die Besucher des 7. Wickstädter Kunstfestes am Samstag, 31. August, waren ganz angetan von dem, was ihnen über 40 Künstler in dem uralten Hofgut an der Nidda zeigten. Der Andrang der Kunstinteressierten war so stark, dass schon kurz nach Beginn des Festes sämtliche Parkplätze belegt waren. Selbst ein heftiger Regenguss trübte den Kunstgenuss nur wenig.

Der Film vom Fest